Sven Plöger - Klima im Klartext

Shownotes

In der sechsten Folge ihres Podcasts „Wie Gehen Wir Eigentlich Miteinander Um?“ spricht Birte Karalus mit dem Meteorologen Sven Plöger.

Der Klimawandel ist eine der größten, wenn nicht sogar die größte Herausforderung unserer Zeit. Unser Umgang mit dieser hochkomplexen Thematik heute wird die Lebensbedingungen auf der ganzen Welt bis weit über die absehbare Zukunft hinaus beeinflussen. Angesichts dessen ist es wichtiger denn je, dass wir Experten zuhören, die uns dieses Thema näherbringen und verständlich machen können.

Genau das hat sich Sven Plöger zur Aufgabe gemacht. Neben seiner Tätigkeit als Wettermoderator, die er seit mittlerweile über 20 Jahren verfolgt, hält der Diplom-Meteorologe sowohl für Laien als auch für Fachpublikum Vorträge über Wetter und Klima und hat bereits mehrere Bücher über das Thema geschrieben. So beschäftigt er sich beispielsweise in seinem neusten Buch „Die Alpen und wie sie unser Wetter beeinflussen“ mit der wichtigen Rolle, die die Berge für unser Klima spielen. Sein Ziel: Über den Klimawandel zu informieren „ohne zu missionieren“, das Thema „für jede und jeden zu übersetzen“.

Im Gespräch mit Birte Karalus spricht Sven Plöger über seine ganz persönliche Faszination für das Wetter, die aktuelle Klimasituation und die Gründe für den langsamen Fortschritt im Kampf gegen den Klimawandel. Darüber hinaus erklärt er, was unser gesellschaftliches Miteinander braucht, um Herausforderungen wie dem Klimawandel gegenübertreten zu können und warum es sich seiner Meinung nach trotz allem lohnt, optimistisch zu bleiben.

Gast: Sven Plöger

Buch “Die Alpen und wie sie unser Wetter beeinflussen“: https://www.piper.de/buecher/die-alpen-wie-sie-unser-wetter-beeinflussen-isbn-978-3-89029-560-2

Homepage: https://meteo-ploeger.de/

Transkript anzeigen

Wenn ich gefragt werde, wofür ich mit meiner Arbeit stehe, sage ich oft, ich stehe für dem Klimawandel im menschlichen Miteinander, den wir dringend benötigen, um miteinander unsere größten Herausforderungen überhaupt bewältigen zu können. Doch andersherum ist auch der meteorologische Klimawandel für das menschliche Miteinander von zunehmender Brisanz. Lange bevor Klimaveränderung das heißeste Thema unserer Zeit wurde, klärte der bekannte Diplom-Meteorologe und Wettermoderator Sven Plöger über das Thema auf. Sachlich, fundiert und leidenschaftlich, aber ohne den moralisch erhobenen Mahnfinger. Ich erinnere mich gut an unsere erste Talk-Runde und Svens so sympathische Art und vor allem war für mich schnell klar da: Da ist einer, der weiß, worüber er spricht. „Zieht euch warm an, es wird noch heißer!“ ist das neueste Buch des SPIEGEL-Bestsellerautors. Ich habe mich mit Sven in Darmstadt in den Klangkantine Studios getroffen, um mit ihm über dieses Spannungsfeld zwischen physischem und gesellschaftlichem Klimawandel zu diskutieren.

Also bei mir heute zu Gast ist Sven Plöger, der Meteorologe meines Vertrauens, …

Sehr gut! Das freut mich!

Bist du nicht jemand, der— ich würde dich nennen, Erforscher von Wetter und Klima.

Joa.

Kann man so sagen.

Joa.

Kannst du, grundsätzlich erstmal für den Anfang uns den Unterschied erklären, was ist Wetter? Und was ist Klima?

Wetter ist das, was man täglich spüren kann. Also mit all dem hin und her. Also, was die Sinnesorgane erreicht. Also Beispiel: Es regnet — du spürst nass. Das spürt man relativ sofort. Kälte, man friert. Hitze, man transpiriert. Sturm, das zerzaust die Frisur. Also das, was man spüren kann. Klima ist schlicht und einfach die Statistik des Wetters. Das heißt, man mittelt irgendwas. Man kann das über die Zeit machen, also in der normalen Klimaforschung werden immer 30 Jahre betrachtet, und das macht man deswegen, weil das angepasst ist an die menschlichen Generationen. Die dauert, so sagen die Demographen, so 30 Jahre. Man könnte auch eine Millionen Jahre nehmen, aber dann musst du relativ lange warten, bis du ne Aussage treffen kannst, also 30 Jahre ist gut. Und man kann einen Ort nehmen, welchen immer man will, oder über eine Fläche mitteln. Das kann man über ein Bundesland machen, über Deutschland, über Europa, oder eben über die ganze Welt. Und dann hat man das globale Klima. Das heißt also, Klima ist gemitteltes Wetter oder die Statistik des Wetters und, mein letzter Satz dazu, weil er wichtig ist— ja, ich will immer einen Dreiviertelstünder raushauen, Birte, das kennst du bei mir, das brauche ich hier auch! Das Wichtige ist, die beiden haben organisch miteinander zu tun. Wenn du das eine änderst, muss sich das andere ändern, weil das ja irgendwie organisch dasselbe ist.

Ich finde es schön, mit so einem Profi über dieses alltägliche Thema zu reden, weil ich bin wirklich der Laie, der es erlebt, …

Ja, aber du hast Wetter auch schon mal erlebt, gell?

Meine Haare zeigen es mir frühzeitig an, ob es regnen wird oder nicht.

Da unterscheiden wir uns. Da unterscheiden wir uns erkennbar.

Aber, weißt du was ich in der Vorbereitung so dachte, mir rutschte beim Vorbereiten dieser Spruch raus, Wetterfrosch. Früher sind wir großgeworden mit den Wetterfröschen, man hat die nicht so ganz richtig ernstgenommen, es waren unheimlich sympathische Menschen, die so Pi mal Daumen sagen, so, regnets morgen oder nicht? Und wenn’s nicht gestimmt hat, sagte jeder Naja komm, ist’s Wetter. Das ist sehr professionell geworden.

Ja, deutlich mehr. Früher war es die Wahrsagerkugel, ne? Da hast du die Kugel gehabt, da draufgestarrt, und dann hoaaaah, so leicht omm, und dann was rauskauen. Nein, auch das ist ein Scherz, man hat ganz früher, als das alles mal so anfing mit der Wettervorhersage, also man kann jetzt natürlich tierisch in die Geschichte gehen, was allein mal ganz früher vor Evangelista Torricelli …

Der wer ist?

Torr. Das ist der, der entdeckt hat, dass es überhaupt einen Luftdruck gibt, dass Luft was wiegt. Früher hat man ja das gar nicht so genau gewusst, die Luft hat uns immer so umgeben, die war zwar da, aber nicht spürbar, der Luftdruck ist für uns ja auch nicht spürbar, jeder von uns trägt ja, je nachdem wie der eigene Körper so geformt ist, fünf bis zehn Tonnen Luft ständig mit sich rum, nämlich die Luft bis ganz oben rauf in der Atmosphäre, tragen wir, …

Unvorstellbar.

Ja, aber wir können das, weil unser Körper so strukturiert ist, dass er diesen Druck aushält. Aber das musste mal einer feststellen, dass es den gibt. Evangelista Torricelli, 1643, also hat er das bemerkt, und deswegen gibt es übrigens auf dem Barometer, wenn du ein altes Barometer hast, dann steht da oft Torr, T-O-R-R, Druckeinheit, und das ist Millimeter Quecksilbersäule im im-HG, und das wiederrum ist von Torricelli. Das heißt, diese Dinge hat man bemerkt, und im nächsten Schritt musste man ja dann irgendwie feststellen, wie entwickelt sich das alles? Wie entwickelt sich Wetter? Dann gabs früher, noch in den, also, das ging ja dann los, dass man Ende des… Moment, jetzt muss ich kurz überlegen, jetzt haben wir 21. Jahrhundert, im Verlauf des 19. Jahrhunderts hat man dann mehr und mehr versucht, Wettervorhersagen zu machen. Man hat gemessen, man hat Druck gemessen, man hat gewusst, aha, da bewegen sich die Luftmassen irgendwie hin und her, und da gabs natürlich nur empirische Regeln. Irgendwann hat man durch Messungen festgestellt, ach guck, da ist der Luftdruck tiefer, da ist er höher, Tief, Hoch, zieht, bewegt sich, Luftmassengrenzen, Fronten, das kam dann in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts auf, total aufregend, ?, die Skandinavier, die waren immer sehr aktiv, weil die, glaube ich, auch irgendwie sehr viel mit Wetter zu tun haben da oben, und dann war das natürlich alles empirisch. Man hat geguckt, da ist es tief, dann wandert es dahin. Welche Geschwindigkeiten hat das? Und dann erst, als der Computer aufkam, hat man versucht, die Vorgänge in der Atmosphäre — Achtung, jetzt wird spannend —mathematisch abzubilden. Jeder hat Freude dran! Am Ende sind das, jetzt, das macht mir so einen Spaß, nichtlineare Differenzialgleichungssysteme, die du lösen musst, so, jetzt ist spätestens dieser Podcast zu Ende, die Leute machen aus, nein, aber das ist, da steht d nach dt irgendwas, das heißt, du leitest in der Zeit ab, jetzt höre ich auf mit Mathematik und kannst für die Zukunft dann berechnen, wo bewegen sich die Drucksysteme, wo bewegen sich die Fronten und das, was da rauskommt, das ist das, was ich interpretiere und im Meteorologiestudium auch tatsächlich lerne, wie man da hinkommt. #00:00:58-0#

Also, ich finde es ganz wunderbar, weil du mich jetzt zur nächsten Frage wirklich tatsächlich überleitest. #00:01:02-2#

Ich kann aber nicht auf deinen Zettel gucken. #00:01:03-3#

Ne, aber das ist sehr schön so. Also zum einen, was ich spüre, ist nicht nur, dass wir heute hier bei dem Podcast ganz viel Wissen mitbekommen, und das schätze ich sehr, weil es wird immer seltener, von jemand, der wirklich Ahnung hat. Aber was ich so wunderbar finde, ist deine unsagbare Leidenschaft für dieses Thema. Das finde ich einfach großartig. Bevor ich aber jetzt dazu komme, ganz kurz, real, wie viel Tage vorher kann ich Wetter vorhersagen? Wann kann ich mich verlassen? #00:01:25-8#

Also, das ist natürlich eine Durchschnittsgeschichte. Wenn du mal vier Wochen ein Hoch hast, dann kann es eben vier Wochen gut vorhersehbar sein, und manchmal geht der morgige Tag schon schief, zwar nur in 10 Prozent aller Fälle, 90 bis 93 Prozent sind richtig, was gut ist. Aber diese 7 bis 10 Prozent, die falsch sind, die merken die Leute natürlich viel stärker. Wenn ich dir erzähle, morgen bleibst du trocken und du bleibst trocken, dann wirst du über mich nicht nachdenken. Wenn du patschnass wirst, wirst für mich nachdenken, vielleicht auch neue Bezeichnungen für mich erfinden. Man weiß es nicht. Am Ende ist es tatsächlich so, dass man sagen kann, ungefähr sechseinhalb bis sieben Tage, und danach Achtung, unterschreitet man — jetzt kommt wieder so was Schönes, du fragst mich schöne Sachen, da kann ich immer so schöne Wörter sagen — die statistische Signifikanz, die wird danach unterschritten. Was ist das? Das ganze Ausprobieren, es gibt ja Dinge, die heißen Zufall, und dann gibt es irgendwann was, dann ist es kein Zufall mehr. Also Beispiel, du nimmst eine Münze, eine Euromünze oder was, dann schmeißt du die hoch und wieder runter, und dann wird ja entweder Kopf oder Zahl kommen. Also ganz selten bleibt es in der Mitte irgendwie blöd stehen: Kopf oder Zahl. Wenn du das hundertmal machst, was erwartest du? #00:02:32-4#

Du, Zufall, das kann fifty fifty sein, aber muss nicht, ne! #00:02:35-2#

So fifty fifty, es kann aber auch vielleicht 46, 54 sein oder so was. Wenn wir das machen, zusammen, und es kommt 90 zu zehn raus, was machst du dann? #00:02:44-2#

Dann glaube ich dir. #00:02:46-2#

Ja, dann glaubst du mir, ja, aber dann wirst du dich wahrscheinlich fragen, was ist mit dieser Münze, dass die immer auf die eine Seite fällt? Du wirst dir angucken. #00:02:52-7#

Ist wie mit dem Nutellabrot, das immer, das immer— #00:02:55-9#

Das ist, wie heißt das nochmal? Das, da gibt's auch ne Regel. Murphy's Gesetz oder sowas. #00:03:01-5#

Das ist, das läuft, das, glaube ich, ist tatsächlich so. Also, das Brot fällt immer auf diese Seite, auf dem der leckere Belag ist. #00:03:07-5#

Das ist aber auch genau wie, ja, und je nach Teppich. Je Teppich, desto falschrum. #00:03:12-5#

Das regelt alles mein Hund relativ schnell. #00:03:14-0#

Ja gut, du hast ein Hund, aber das ist genau wie an der Supermarktkasse. Du stehst immer an der längsten Schlange. Das ist natürlich, hat mit der eigenen Beobachtung zu tun, das ist absolut normal. Äh, wo waren wir gerade nochmal? #00:03:27-2#

Die Münze. #00:03:28-2#

Wir sprachen über die Münze. So, wenn die jetzt also 90 mal auf die, sagen wir mal Kopfseite fällt, nur zehn mal auf die Zahl, dann werden wir uns sicher die Münze angucken. Was ist mit der Münze? Ist da irgendwas dran geklebt, dass die auf der einen Seite schwer ist oder sowas? Und dann ist man eben außerhalb des Zufalls. Und diese Grenze, die ist die statistische Signifikanz, und die liegt etwa bei 66 Prozent. Also, wenn du 70 zu 30 hast bei diesem Münzwurf, dann ist was auffällig. Da muss irgendwas sein, was den Zufall nicht mehr nur Zufall sein lässt. Und dann ist es, wenn man es aufs Wetter überträgt, eben eine Wettervorhersage mit einer Sicherheit, die mehr ist als der Zufall. #00:04:02-3#

Also wir können sagen, wir sind weit weg von der Glaskugel. #00:04:04-6#

Wir sind weit weg von der Glaskugel, wir sind eben, ab 66 Prozent kommen wir in diesem Bereich, wo man sagen kann, gut, dann ist es ein Ergebnis, was physikalische Zusammenhänge hat, und deswegen sagt man das, und man sagt nicht einfach irgendwas. Ich könnte ja wechseln, "bewölkt mit einzelnen Schauern, kurzen Aufhellungen bei zwölf bis 41 Grad, dazu schwacher bis mäßiger Wind, in Böen stark stürmisch" sagen, dann wäre das sehr zufällig, und wenn ich was weiß, dann ist das deswegen, weil ich die Zusammenhänge verstehe, und dann bin ich weg vom Zufall. Und diese Grenze liegt eben genau dort. Und wenn man jetzt eine Kurve macht, wo man guckt, jeden Tag nimmt die Wahrscheinlichkeit der Qualität ja ab, weil immer mehr in diesem komplexen System da reinspielt, dann nimmt die ab, und irgendwann durchschneidet diese statistische Signifikanzkurve eben die Stelle mit dem Zufall, und dann ist es eben keine Wettervorhersage mehr, und das ist bei 6,5 %! #00:04:54-1#

So dieses für mich komplizierte, mathematische— #00:04:57-8#

Aber du hast ganz große Augen! #00:04:58-9#

Das habe ich, weil ich es wirklich faszinierend finde. Vielleicht, noch einmal vor allem mich interessiert bei Menschen, die eine Leidenschaft für irgendwas haben, und wenn es dann noch mal Physik und Mathematik geht, verwundert mich das so sehr, dass ich natürlich nachfrage. Aber lass uns mal an deine Anfänge gehen, wo diese Leidenschaft vielleicht entstanden ist. Auch in der Vorbereitung zu unserem Gespräch habe ich geschmunzelt und habe dich beneidet. Du sollst als Dreijähriger gesagt haben, was ist dein Berufswunsch, und die Antwort war Vogel, darüber beneide ich dich, sowas Tolles zu sagen! #00:05:26-3#

Ich weiß ja auch nicht, also das ist, also meine Eltern haben früher immer aufgeschrieben, was wir Kinder, ?, so gesagt haben, und da sind ja Sachen, die sind wirklich verblüffend, und die sind lustig, manche auch sehr ernsthaft, also wo man wirklich gesehen hat, hey, so ein Kind kann überraschend reflektieren, und diese Antwort, also da ist ein Zettel, da steht das also drauf, ich war drei, irgendwas 1970, und dann fragt mich mein Vater, ist ja auch eine intelligente Frage an den Dreijährigen, was möchtest du mal beruflich machen? Der überlegt sich natürlich was dazu. Und dann hab ich rausgehauen "ein Vogel", und das hat gezeigt, ich wollte immer irgendwas mit da oben. Ich war wirklich so ein Hans-Guck-in-die-Luft-Kind auch. Ich fand total spannend, was ist da über mir? Ich hab mir als ganz kleines Kind auch sehr eigene Theorien aufgestellt. Ich habe zum Beispiel damals gemeint, die Bäume machen den Wind, schließlich bewegen die sich ja, und dann müssen die ja die Luft bewegen, und das hat mich so begeistert, dass ich versucht habe, in dieser kindlichen Welt das zu verstehen, bis ich gemerkt habe, das ist ja verkehrt, sondern die Luft strömt, und das macht dann eben, dass die Bäume sich bewegen, und so kam ich diesem Thema langsam näher und bin bis heute wirklich fasziniert von diesem ganzen Zusammenhängen. #00:06:40-4#

Also, ich war auch- Ich hab einen tollen Klassenverband gehabt, Ich war auf einer großen Schule. Bei uns gab es aber, glaube ich, wenn ich mich richtig erinnere, niemanden, der sich mit dem Wetter beschäftigt hat, wir sind ein Jahrgang so Pi mal Daumen oder Metrologe geworden ist. Auch wieder gelesen, deine Klassenkameraden sollen relativ früh in der Schule schon gesagt haben, du wirst mal Metrologe, also, du wirst dich mit Wetter beschäftigen. Und noch hinzu, du wirst uns das im Fernsehen erzählen. Bitte, wieso denn das? #00:07:03-4#

Ja, ich weiß nicht, ich habe damals immer also allen, die es auch nicht wissen wollten, diese Zusammenhänge aufgedrängt. Also, ich hab das wahnsinnig gerne erzählt, und und ich fand das einfach so spannend, ich musste das auch rauslassen und hab's aber, glaube ich, schon als Kind so erzählen können, dass ich meistens die Leute, also ich weiß es natürlich nicht 100 Prozent oder auch nicht, in jedem Fall, aber meistens eher nicht genervt, sondern eher begeistert hab. Also klar, manchmal möchte man Dinge nicht wissen, wenn da so ein Nerd um die Ecke kommt, und ich möchte mich mit was anderem beschäftigen, dann knallt er mir da irgendwas vom Wetter rein. Aber meistens habe ich es wohl so gemacht, dass die gesagt haben, hey, das war total interessant, was du mir da erzählst, und das hat mich begeistert. Und dann haben die Schüler alle gesagt, ja, du bist später mal der, der im Fernsehen Wetter ansagt. Ich war, glaube ich, der Einzige, der das weder gewusst noch geahnt hat. #00:07:49-9#

Aber das gibt es ja, diese Vision, die einen dann wahrscheinlich irgendwie hinführt, und ich erinnere mich, ich habe vor Ewigkeiten beim HR angefangen als Journalistin und war immer noch damals bei Dr. Uwe West im Wetteramt, weil wir ein Wetterballon hatten und hatten das Wochenendwetter. Mich hat das schon immer fasziniert. #00:08:05-6#

Das hast du gemacht, diese Wetterba-? Ach, das ist doch spannend. #00:08:08-0#

Siehst du, schon wieder etwas, was uns verbindet. #00:08:09-5#

Ja, du bist ja quasi doch auch Meteorologin. Das hast du mir bisher nie so richtig klargemacht. #00:08:13-9#

Ist nicht nur meine Haare, die mir rechtzeitig anzeigen , wann es regnet. #00:08:16-1#

Ja, da ist mehr, das ist mehr, das heißt, viel Wissen kommt durch Birte Karalus, die damals... #00:08:23-9#

Du, heute fliegen Wetterballons um die Welt. Aus ganz anderen Gründen werden abgeschlossen. #00:08:28-0#

Ja, das ist, Ich weiß auch nicht, ob es nur immer Wetterballons sind. #00:08:30-6#

Ist Wetter mittlerweile politisch? #00:08:32-0#

Ähm, ja, natürlich, durch das Klimathema, also Wetter selber ist Wetter, das hat jeder verstanden. Da macht die Natur irgendwas. Aber wir als menschliche Gesellschaft durch die Emission von Treibhausgasen nochmal, wir ändern das alles, was da abläuft. Wir spüren, das, der Klimawandel wird haptisch, wir machen uns Sorgen, und wir sind nicht so richtig, wie wir ins Handeln kommen. Das ist das, was wir beobachten, und damit braucht es politische Rahmenbedingungen. Wir sind viel zu langsam. Wir haben eine Welt, die im Moment auch keine leichte ist, wenn man da drauf guckt, wenn man plötzlich sieht, das ganz offen, das wird aus meiner festen Überzeugung auch die nächsten Jahrzehnte bestimmen. Das wird ein Wettstreit sein zwischen Demokratien und autokratischen Systemen. Gerade der Gedanke USA, China, das wird etwas sein, was uns quasi den Atem nimmt aus meiner Sicht, um guten Klimaschutz auf der großen Ebene wirklich voranzubringen. Zumindest würde es die Sache schwieriger machen, wenn sich zwei große Blöcke nicht einig sind an vielen Stellen. Da muss das kein Hilfsmittel sein, um besser klarzukommen. Das heißt, das ist etwas, wo ich sehr drüber nachdenke. Wir müssen es ja auf der großen politischen Bühne schaffen. Es ist gerade jetzt vor Kurzem wieder der neue IPCC-Bericht vom Intergovernmental Panel On Climate Change, so heißt IPCC mit allem ausgesprochen, die forschen ja gar nicht selber, die stellen Forschungsberichte weltweit zusammen, und das IPCC hat jetzt wieder gesagt, wir werden das 1,5 Grad-Ziel reißen. Das sage ich schon seit fünf Jahren, nicht weil ich klüger bin als die Leute vom IPCC, sondern weil es eben so ist, das viel zu wenig passiert auf dieser Welt. 1,5 werden wir reißen. Die WMO, die Weltmeteorologieorganisation, hat gesagt, mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent schon 2026, wir sind jetzt bei 1,2. Übrigens, den Vergleich zu machen, vielleicht das auch mal gesagt zu haben, zum vorindustriellen Niveau, das ist also 1850 bis 1900, und das mit heute verglichen, das ist das, wo man dann guckt, 1,2 global, 1,5 ist das Ziel, 2026 mutmaßlich mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent gerissen nach BMO, und das IPCC sagt nun, dass wir wahrscheinlich dann wirklich dauerhaft in den 30er-Jahren dieses Jahrhunderts das reißen werden, und das macht Wetter extrem politisch. #00:10:48-3#

Mhm, und da heißt mein Podcast, "Wie gehen wir miteinander um?". Ich finde das ein sehr anschauliches Beispiel, wie wir miteinander umgehen, und ich mag Naivität, weil Naivität auch ermöglicht, und ich finde, wenn du Naivität auch mit kindlicher Sichtweise siehst, können wir ganz, ganz viel von lernen, weil wir es nicht so kompliziert machen. Also ich sage jetzt mal ganz naiv, ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendjemand möchte, dass wir in einer Umwelt leben, die nicht mehr lebbar ist, oder dass wir da drin nicht mehr leben können, weil es zu heiß ist, weil es vertrocknet, kein Wasser da ist. Für mich, eine meiner größten Leidenschaften sind Bäume. Da bricht mir das Herz, jedes Mal, wenn ich sehe, dass mein Wald, in dem ich wohne, immer dünner wird. Also so. Also, ich kann mir schwer vorstellen, dass wir nicht ein gemeinsames Ziel haben, und dieses Klima so zu gestalten, dass wir und unsere Kinder darin gut leben können. Was glaubst du? Warum ist das so schwierig? Warum ist das so polarisierend? #00:11:37-1#

Also da kommen ganz viele Dinge zusammen. Das erste ist natürlich, die Bedrohung durch den Klimawandel ist unglaublich unkonkret. Der Satz, der da fallen muss, ist, irgendwann wird irgendjemandem irgendwo irgendwas passieren, ganz schwer zu greifen. Bei Corona zum Beispiel, das kann man sehen. Als die Corona-Pandemie anfing, hatten wir eine sehr klare Bedrohung. Da ging's um Wochen und Monate, und wir wussten, wir sind einer Gefahr ausgesetzt, die wir noch nicht ganz greifen konnten, wo uns aber schon klar war, auch zum Beispiel durch die Bilder aus Italien damals mit den Särgen und so weiter, huch, das ist gefährlich. Wir müssen uns schützen, und dann haben wir sehr schnell die Bedrohung erkannt, Maßnahmen ergriffen, wie wir damit umgehen können. Die haben nicht alle mitgetragen und so, das ist bei einer Gesellschaft normal. Aber insgesamt weltweit wurde ja sehr intensiv reagiert, und viele Politiker und Politikerinnen haben ja auch sehr klar Regeln beschlossen, die nicht immer nur auf Gegenliebe stießen. Beim Klimawandel traut man sich viel weniger, weil es so ein schleichender Prozess ist. Er entzieht sich praktisch unserem Zeitverständnis. Es geht um Jahrzehnte, es geht möglicherweise um Zeiträume über das eigene Dasein hinaus. Da muss ich erst mal verstehen, ich sage manchmal den Leuten, guckt mal nach, ob ihr Kinder habt, ne? Also manche wissen das ja gar nicht so genau, und wenn man dann für sich selber beschließt, mir ist das Thema eigentlich egal, dann kann man ja sagen, ich habe aber Kinder, und für die spielt das eine Rolle, oder meine Enkel. Das heißt also, die Unkonkretheit der Bedrohung ist mal ein Punkt, es entzieht sich unserer Zeitskala ist der zweite Punkt, und der dritte Punkt ist natürlich, jeder Einzelne merkt doch gar nicht, was er tut. Wir sind 8 Milliarden und in Summe von 8 Milliarden Handlungen, die wir ja nicht bösartig begehen, sondern wir haben unser Leben so gestaltet, unseren Wohlstand so gestaltet, dass wir Energie benötigen, um zu leben, und diese Energie zu erzeugen, erzeugt wiederum Emissionen. Das schädige ich die Atmosphäre. Jeder macht ein ganz kleines Bisschen, mal 8 Milliarden, ist ganz groß und viel, und das ist der Schaden. Das führt aber dazu, dass jeder Einzelne natürlich nicht sehen kann, also, wenn du jetzt irgendwas machst, siehst du ja nicht, huch, die Welt verändert sich, weil ich Birte Karalus, dies oder jedes getan hab, und zwar in beiden Richtungen. Das heißt, der klimafreundliche Mensch, der sich sehr stark überlegt, Mensch, jetzt ändere ich wirklich was, jetzt, ich verstehe das Problem, und ich ändere das. Ich werde, sagen wir mal, Vegetarier, ich kaufe ein Elektroauto, ich fahr Fahrrad, ich fliege nicht mehr und so weiter. Dieser Mensch, der das tut, wird exakt gleiche Welt sehen wie der Nachbar, der meinetwegen die größte Umweltsau ist und sagt, ist mir doch egal. Das heißt auch, das ist ein großes Problem. Wir haben keine Haptik, die uns zeigt, wie wir Erfolge haben. Das ist alles nur immer theoretisch, und weil wir uns im Moment sehr schlecht verhalten, ist es sogar so, dass wir sehr wenige Erfolge verzeichnen und sehr negative Nachrichten haben, weil wir alle überall sehen, dass die Treibhausgasemissionen steigen und steigen und steigen und die Atmosphäre eigentlich schon ziemlich voll damit ist und wir nichts tun, was in die richtige Richtung läuft. Und jetzt kommt noch der vier Punkt oben drauf. Dann haben wir so ein Konglomerat. Das ist natürlich die Interessenlage. Es sind einfach so viele Interessen, die sich hier bündeln oder auch gegeneinander arbeiten, und viele, das ist nun mal ganz einfach zu sagen, da ist das kurzfristige monetäre Interesse allen anderen Dingen überlegen, sodass dann dieses große Thema einfach hinten rüber fällt, und das kann man auf den unterschiedlichsten Ebenen. Also du kannst in der Familie anfangen, in der Familie mit vier Leuten, plus vielleicht noch einen Hund, oder ich sage immer gerne Wauwau, da habe ich unheimlich Spaß, ein Wauwau, da freue ich mich immer. Das ist nur das kindliche in mir, so, und da sind die Interessen ja schon verschieden. Also das von dem Hund kommen wir mal ein bisschen ad acta stellen aber in der Familie schon, wie schwierig ist das. Dann gehen wir auf die größere Basis von Kommunen, von, wenn man jetzt Deutschland anguckt, von Ländern, also den einzelnen Bundesländern, bis hin zu Staaten, und wenn man jetzt mal den ganz großen Teil aufmacht mit den Staaten, einmal kommen natürlich die wirtschaftlichen Dinge, und ich will jetzt aber auf die staatliche Ebene. Wir haben 194 Länder auf dieser Welt. Die sind sehr unterschiedlich groß mit sehr unterschiedlicher Wirtschaftskraft, mit dementsprechend sehr unterschiedlichem Interesse, mit sehr unterschiedlichem Marktinteresse. In ganz fürchterlicher Weise können wir das im Moment in Europa in einem Krieg sehen. Das ist unerträglich, und natürlich auch einer ganz unterschiedlichen geographischen Lage. Die sind ja alle woanders. Das heißt, die Bedrohung durch den Klimawandel ist natürlich auch von Land zu Land verschieden, und der Top-Punkt oben drauf, die Kultur ist hoch verschieden. Wir haben unsere Denkweise, aber in anderen Ländern gibt es eine andere Denkweise, ohne jetzt vielleicht recht sagen zu können, was ist falsch und was ist richtig. Ich bin großer Freund der Demokratie. Das ist eine gute Sache, aber so wird nicht überall gedacht, und an dieser Stelle kommt man dazu festzustellen, hey, das ist ziemlich kompliziert. #00:16:42-3#

Ja, nicht nur kompliziert, wenn ich dir zuhöre, und du bist ein Aufklärer in Sachen Klimaveränderung, Klimawandel, was lässt dich denn da, nachdem du das alles so aufgezählt hast, und daran werden wir, glaube ich, wenig ändern, gerade wenn es in anderen Ländern ist, was lässt dich denn da noch optimistisch bleiben? #00:16:57-0#

Das ist tatsächlich manchmal auch schwer. Also selbst wenn ich mir, also, dass ist immer lustig, wenn ich mir zuhöre, klingt komisch. Also, ich frage jetzt nicht mich selbst als Experten, ich frag schon andere, aber dann versuche ich, diese Dinge zusammenzubringen, im Kopf, auch gedanklich. Ich versuche auch immer, einigermaßen mehr zu tun als nur Meteorologie. Ich versuche auch, so ein bisschen Gesellschaftspolitik zu verstehen, einen politischen Einblick gesamthaft zu haben, also wirklich dieses Große und Ganze, zumindest zu verstehen, wie wie meine Möglichkeiten sind. Ja, Optimismus ist schwer, also der kann auch, wenn ich jetzt nach dem letzten Satz jetzt sage, ja, ich bin aber optimistisch, dass wir das hinkriegen, würde man sagen, der reflektiert, und dann ist er ganz naiv. Es gibt für mich aber ein paar Punkte. Der erste Punkt ist, was wird für mich besser, wenn ich jeden Optimismus verliere? Also wenn ich jetzt eine grundsätzlich dystopisch-apokalyptische Weltsicht einnehme und sage, wir schaffen sowieso nichts, was wird besser? Nichts. Und in dem Moment sage ich mir, na ja, jeder an seiner Stellschraube. Also ich kann vielleicht weil ich Meteorologe bin, dieses Thema inhaltlich gut übersetzen. Wieder jemand anders kann vielleicht politisch tätig werden. Wieder jemand anders ist vielleicht im mittelständischen Unternehmen, steuert da was, kann Ideen umsetzen. Wieder jemand anders ist Leiter eines Großkonzerns und hat vielleicht wirklich verstanden, wie wichtig das ist und das nicht nur der quartalsmonetäre Erfolg das Lebensheil für alle Zukunft ist. Wer das verstanden hat, hat Stellschrauben. Also, alle Menschen haben irgendwelche Stellschrauben. Wieder jemand sagt, ich muss Aktivist sein, ich muss protestieren, alles ist möglich, und nachher gibt es dieses "Zusammen müssen wir anpacken, etwas tun". Wenn wir es nicht tun, haben wir keinen Erfolg. So einfach ist das. Man kann aber auch sehen, also wenn man zum Beispiel, ich war gestern zufällig im Rahmen des Fußballs mit dem Thema Nachhaltigkeit aktiv und hab da auch einen Vortrag gehalten, und da habe ich dann auch gesagt, "Leute, das ist wie, wenn ihr vor dem Spiel eine Pressekonferenz macht, und irgendein Trainer eines Vereins würde sagen, na ja, also bei diesem Spiel haben wir absolut keine Chance. Also wir können gar nicht gewinnen, wir haben auch gar nicht die spielerischen Möglichkeiten, die anderen sind uns haushoch überlegen. Im Grunde genommen könnten wir das Spiel sein lassen. Es ist aber angesagt." Würde man eine solche Pressekonferenz hören, würde man doch sagen: Hey, der hat doch nicht alle an der Waffel! Und trotzdem gibt es zum Beispiel, wenn man diese Pokalspiele sich anguckt, wo Drittligisten gegen, sagen wir mal, Bayern München antreten, würde die realistische Einschätzung dieses Drittligisten oder noch, das gibt ja ein bisschen die Verbandsliga unter, da würde man ja sagen, die können ja gar nicht gewinnen. Also müsste der ja realistisch das sagen. Aber er sagt, wir nutzen die Möglichkeiten, wir versuchen das, und das ist ein grundsätzlich notwendiger Optimismus. Ein Satz noch, solange auch die Wissenschaft sagt, wir können noch umstellen. Wir haben ja die Stellschrauben, ist ja nicht so, dass wir die nicht haben. Wir nutzen sie nur nicht. Wir wissen, wo sie sind, aber wir nutzen es nicht. Wir sagen A, machen B und staunen, dass wir keinen Erfolg haben. Wenn wir das ändern, dann hätten wir einen großen Erfolg, und solange der vorhanden ist, bleibe ich Optimist. #00:20:01-0#

Ja, du triggerst bei mir gerade etwas, das war mir- #00:20:03-7#

Gut! #00:20:03-9#

Ja, danke, das ist mir vorher gar nicht so bewusst geworden. Du hast gerade gesagt, wenn mir jemand optimistisch etwas erzählt, also nicht zu sagen, sie macht die Augen zu, und ich glaube da jetzt einfach daran. Wenn ich über Klimawandel höre, also wenn ich mich jetzt während unseres Gesprächs versuche zu erinnern, wer erzählt mir was darüber, Ist das immer zwanghaft, es ist Mahnung, es ist, weiß ich ganz furchtbar finde, und da hört es mal ganz auf, das ist Schuldzuweisung. Ob es richtig ist oder nicht, und das ist es wissenschaftlich bewiesen, wenn du nur angeklagt bist, wenn du nur mit Krawall in Verbindung kommst, ist es was, wo du nicht mehr zuhörst. Wäre unsere Klimabewegung eine andere, würden wir anders kommunizieren und fehlen uns vielleicht die Sympathieträger? #00:20:39-9#

Ja, klar, also, Kommunikation ist ja die größte Kunst, die wir haben, weil wenn man nicht kommuniziert, ist man immer alleine. Das heißt also, wir müssen kommunizieren. Wir müssen immer schauen, wie können wir andere für ein Anliegen begeistern, wenn ich eine Schuldzuweisung betreibe oder mit Strafe androhe? Das ist alles aus meiner Sicht nicht besonders dienlich. Das heißt deswegen sage ich auch immer, wir müssen Belohnungsverfahren etablieren, aber man muss gucken, wie ist das sinnvoll? Diese Kommunikation, die oftmals sehr, sehr schlecht läuft, ist etwas, was mir ganz große Sorgen bereitet. Das ist auch einer der Gründe, warum ich immer sehr versuche, einfach aus dem Erklärerischen herauszukommen, und wir haben einen großen Mangel. Das beobachte ich sehr intensiv, vielleicht auch gerade, weil man ja selber, wenn man Meteorologie studiert, da musst du Physik machen, da musst du Mathematik machen, natürlich auch Meteorologie, das ist aber alles Naturwissenschaft, du musst verstehen, wie funktioniert Naturwissenschaft, Physik fängt mit Ph an, Fantasie, Früher fing das auch mit Ph an. Es ist was verschiedenes, sich die Welt zu zusammenzuzimmern, wie man denkt, dass es vielleicht ist, und das wird immer einfacher für die, die ganz wenig für sich Unterricht erlebt haben. Die können sich da mit großer Fantasie irgendwie eine Welt zusammenbauen, dann stimmt es nur alles nicht. Das heißt, unser großes Problem ist bei mancher Emotion, die auch nachher eine Rolle spielt, auch in der Kommunikation, also auch das mahnerische, der erhobene Zeigefinger. All diese Dinge haben auch immer viel damit zu tun, dass ganz viele Leute, die sehr emotionalisiert über diese Dinge reden, aus welcher Perspektive auch immer, spielt jetzt mal gar keine Rolle, dass die also sehr wenig Grundwissen mitbringen. Also ich sag manchmal übersetzt je lauter, desto blöd, und das ist schlecht. Und das ist auch etwas, was ich, was ich für unsere gemeinsame Zukunft so wichtig finde. Erstens natürlich, dass diese Themen in die Schule gehören, und zwar nicht aus ideologischer Perspektive, sondern aus wissenschaftlicher Perspektive. Also was passiert da? Das muss als einfach erkannt und gesehen werden, nicht ein bisschen in Chemie, bisschen in Geographie, bisschen in Ethik und bisschen in irgendwie, und dann immer das Gleiche, sondern als ein Fach, auch das ein Pflichtfach aus meiner Sicht, nicht irgendwie auch, wer sich für die Welt nicht interessieren muss nicht, sondern, dass man da hinkommt und dass man dann wirklich die Naturwissenschaften, wir sind echt hintendran. Ich finde es wichtig, dass das Gesellschaftswissenschaften gibt und all diese Dinge, Politikwissenschaften, Geschichte und das ist wichtig, und Musik, alles wirklich wichtig. Aber wir vergessen vielfach die Naturwissenschaften. Ich höre das mittlerweile so oft, auch in Quizsendungen, ich bin ja manchmal selber da drin, aber dann sind da also oft sehr berühmte Menschen eingeladen. Gar kein Vorwurf, aber dann kokettiert man oft ganz intensiv mit seinem physikalischen und mathematischen Unwissen, so als wäre es ein ganz großes Highlight, wenn man das alles nicht versteht. Ich finde, man sollte das weglassen, diesen Kokettierteil, weil ich finde es schlecht, wenn man nichts versteht. Ich finde es besser, wenn man was versteht und damit kokettiert, und wir müssen diese Naturwissenschaften nach vorne bringen. Wir können nicht es schaffen, über ein so wichtiges Thema intelligente Entscheidungen zu treffen, wenn wir als große Gesamtheit nicht verstehen, warum ist was wie? Das ist ein Riesenproblem, und das würde die Kommunikation verbessern, und dann ist manche Aufgeregtheit auch rauszunehmen. Wenn man einfach mal einen klaren Satz darüber bildet, warum bestimmte Dinge passiert, warum wird unser Wetter denn in der Weise extremer, wie wir es jetzt beobachten? Dann sehe ich, dass ganz viele Leute überhaupt nicht wissen, wie sind die Zusammenhänge, und wenn man das alles nicht versteht, dann ist es ganz leicht, auch sich dagegen zu wehren, weil man sagt, ja, da kommt doch nur einer, der hat sein Eigeninteresse. Deswegen oktroyiert er mir das jetzt hier, und das ist doch viel besser, wenn ich mich mal den Mainstream entgegensetze. Es muss kein Fehler sein, man muss nicht immer dem Mainstream entsprechen. Es ist aber schlecht, wenn der Mainstream zum Beispiel als Grundlage nicht die Physik hat. #00:24:26-3#

Wenn ohne, ohne Wissen, wirst du keine Glaubwürdigkeit kriegen und somit auch kein Vertrauen. #00:24:30-5#

Wissen ist Macht, und den Satz habe ich mal in meinem, jetzt komme ich mir gerade vor wie bei der Feuerzangenbowle, der eine Lehrer hat immer gesagt "In meinem Buche", also deswegen meinen Satzanfang. Aber in meinem Buch hab ich tatsächlich, da hatte ich mal beim Schreiben- du hast ja beim Schreiben, du kennst das ja selber, du hast ja auch einige Bücher geschrieben. Da fallen einem ja manchmal, man reflektiert, man denkt nach, man hat ja ganz ruhige, in sich gekehrte und manchmal natürlich auch ganz andere Momente, wo man sich mit Wissenschaftlern austauscht. Aber da habe ich damals den Satz von Sir Francis Bacon, der da lautet: Wissen ist Macht, habe ich dann umgedreht auf Unwissen ist Ohnmacht, und den finde ich für diese Frage viel stärker. Wenn wir als Gesellschaft wirklich ständig gar nicht wissen, was gut oder was schlecht ist und wie wir handeln müssen und das auch nicht transportieren, also kommunizieren können, dann wird es nicht besser, und das ist unser Problem an vielen Stellen. #00:25:20-5#

Das glaube ich, und deswegen ist das dieses Thema auch so wichtig und so im übertragenden Sinne auch politisch. Ich habe meine, einer meiner Arbeitssätze heißt We Need a Climate Change in Humanity. Also, wir brauchen einen Klimawandel im menschlichen Miteinander, und meiner Meinung nach würden sich dadurch viele Sachthemen auch wieder auflösen. Weil, wenn ich eine Beziehung wieder zu meinen Mitmenschen kriege, wenn ich eine Beziehung zur Natur wieder habe, habe ich einen ganz anderen Respekt und Achtsamkeit und möchte, dass es vorangeht. Was glaubst du denn, was könnte man, was könnte man da machen? #00:25:50-6#

Zunächst mal hast du gerade ein Wort gesagt, was ich so wichtig finde, das ist Respekt. Diese Erkenntnis, dass der Planet nicht uns braucht, sondern wie ihn, die ist ja von großer Banalität, ist aber vielen Leuten in ihrem Alltag nicht mehr klar. Wir haben uns so viel und weit von der Natur entfernt. Das ist nicht immer nur ein Vorwurf. Wir haben tolle, spannende Technik. Ich bin überhaupt kein Technikfeind. Ich bin auch der Meinung, dass wir einige unserer Probleme mit Technik lösen können. Technik sinnvoll angewandt, mit der Idee, den Horizont der Möglichkeiten zu erweitern, im Idealfall aber eben nicht so, dass man alles andere drum rum kaputt macht. Also Technik mit zu vielen Nebenwirkungen, die man dann außer Acht lässt, ist wieder nicht gute Technik. So, das heißt, das ist sicher ein Punkt. Also, der Respekt gehört aber als Fundament dazu. Wenn wir das nicht schaffen, dann werden wir an dem Thema wahrscheinlich wirklich scheitern, ist immer ein hohes Wort. #00:26:41-7#

Ja. #00:26:41-9#

Aber in Konflikte kommen, die so viel größer sind als das, was wir wollen und uns vorstellen können, dass wir das erlernen müssen. Du fragtest aber ja nach dieser Fragestellung der Kommunikation, so ein bisschen, oder was war da, ich muss mich nochmal zurückführen. #00:26:55-1#

Ich habe gesagt, wenn wir, das menschliche Miteinander, müsste sich ändern. #00:26:58-1#

Ja, das Miteinander, genau das war der Punkt, und damit ja irgendwo die Kommunikation. Wir erleben ja jetzt, ich weiß es ja, ich bin ja selber gar nicht bei Social Media, aber ich habe manchmal das Gefühl, das ist gar nicht so sozial, was da drin steht, wie das, was drauf steht, also man, man entwickelt, also diese Form der Anonymität. Also, ich muss einen Satz vorwegschicken. Also nochmal, ich bin gar nicht in Social Media. Ich weiß- #00:27:19-5#

Und du lebst trotzdem! #00:27:20-5#

Ich lebe und gut #00:27:21-7#

Und sag bloß, du hast Freunde! #00:27:23-7#

Ich, nein, ich habe keine Freunde, so was kenne ich nicht, brauche ich auch nicht, ich bin ganz autistisch in mir. Nein, nein, natürlich habe ich Freunde, und ich bin froh, ich habe viel mehr Zeit für die Freunde, wenn ich den ganzen Tag Social Media befüllen müsste für Leute, die überhaupt nicht kenne, dann hätte ich wahrscheinlich weniger Freunde. Also, die Zahl der Klicks ist aus meiner Sicht nicht Freundschaft, zwingend. Ich möchte aber jetzt hier auch nicht anfangen, Social Media zu verteufeln, weil ich durchaus der Meinung bin, dass natürlich vieles- Nimm, alleine eine Flutkatastrophe, wie sich über Social Media Hilfe also organisiert hat, wie man auch Themen transportieren kann, auch eine, viral wird ja immer gesagt, auch sinnvolle Dinge können sich schnell verbreiten. Leider sind es oft die Sinnlosen, die viel schneller gehen, viel mehr Tragweite kriegen. Das scheint irgendwie menschlich zu sein. Aber der Punkt war ja, Social Media als Gedanke, Anonymität führt oft dazu, dass man verbale Grenzüberschreitungen sehr schnell macht. Man sitzt so für sich da, hat vielleicht so den Grundgroll gegen die Welt. Es hat ja vielleicht auch Gründe, warum man für sich da stundenlang nur und ausschließlich vorm Computer sitzt. Das hat auch möglicherweise, wenn man sich so verhält, mit einem selber zu tun, und auch das darf man reflektieren, theoretisch. So, und wenn man da so sitzt und vor sich hin grollt und auch kein Korrektiv mehr hat oder wenig und vielleicht auch sehr unzufrieden ist mit dieser Situation, im Grunde, dass man da immer nur sitzt, dann grollt sich das immer weiter raus, und dann wird getriggert. Wenn dann irgendein Thema, was mir nicht gefällt, da auftaucht, dann komme ich zu diesem, was ich der Welt immer schon mal sagen wollte, und dann habe ich plötzlich eine Form, die ist überhaupt kein Austausch mehr, das ist keine Diskussion mehr, sondern das ist Wut ablassen gegen und für was auch immer. Ich weiß das nicht, ich bin kein Psychologe, ich bin ja Meteorologe, aber ich beobachte das, und von daher gehört für mich einfach dazu, wir müssen wieder viel mehr zusammentreffen, und zwar nicht immer nur, ich habe auch nichts gegen Partys. Man muss immer furchtbar aufpassen, wenn man sich äußert. Das meine ich nicht ausschließlich. Das darf man alles mal auch mal haben, um Gottes Willen. Aber auch so diese typischen Treffen, wo man zusammen essen geht, sich unterhält, mal Themen aufmacht und sich wirklich mal auch im Freundeskreis, das erlebt man ja oft, anhört, wie auch gerade diese Klima und Umweltthemen, das bewegt ja alles, ist ja nicht so, dass niemand sieht, was da draußen passiert, und dass man diese Themen mal zulässt, auflässt, sich mal anhört, also Zuhören spielt eine Rolle. Nicht nur sein eigenes Weltbild verkaufen, das ist ja mittlerweile auch etwas, was ich in den Talkshows beobachte. Ich bin ja manchmal selber Gast, und manchmal strengt es mich sehr an, wenn ich spüre, dass das eher so ein Hahnenkampf ist. Wer gewinnt rhetorisch mit der Idee, seine Meinung durchzusetzen? #00:30:02-6#

Es geht um Gewinnen und Verlieren, nicht um das Auseinandersetzen, um Dinge zu erfahren. #00:30:06-6#

Und das ist sehr schlecht, weil das, eigentlich ist doch wenn der Andere redet, kann ich ja den größten Gewinn haben, weil meine Dinge, die weiß ich ja schon. #00:30:14-4#

Da bist du aber sehr weit. Ich glaube, das ist etwas, was, was wirklich gut zu Gesicht stehen würde. Für mich ist übrigens Zuhören die Königsdisziplin der Freundlichkeit. Ich glaube, das ist etwas, sich wirklich die Zeit zu nehmen, den anderen zu verstehen, die Perspektive einnehmen zu können. Ich muss ja nicht übernehmen, darum geht es gar nicht. Aber diese wunderbare Gabe und diese Zauberkraft des Zuhören, diese alte Kulturdisziplin, die uns wirklich verloren geht. Wir sind alle im Missioniermodus, ja. #00:30:39-0#

Aber das ist vielleicht auch durch unser Hamsterrad. Wir haben heute, das muss man sich mal überlegen. Wir haben zwar immer mehr Informationen, also was kriegen wir nicht jeden Tag von Latz geballert, und da ist ja auch nicht alles schlecht, um Gottes Willen! Aber wir haben eine, ich sage manchmal mediale Schnipselwelt dazu und transformiere die jetzt mal auf das Thema Klimawandel. Es gibt es ja in allen Bereichen, ich kenn mich da jetzt aus. Jeden Tag werden ganz viele Menschen ohne jegliche Einordnung mit ganz vielen Informationen vollgestopft, wenn einem irgendwann mal dieser gefühlte Kontrollverlust passiert, das heißt, ich habe immer mehr, ich kann es gar nicht mehr sortieren. Ich weiß auch nicht mehr, was ich für eine Meinung eigentlich bilden soll, weil das geht viel zu schnell. Also ein Überangebot an Information muss uns nicht zwingend schlauer machen, sondern manchmal auch verwirren, und ich sage auch manchmal den Satz, also, wir wissen natürlich kollektiv als Menschheit immer mehr, aber das, was der Einzelne in sich tragen kann, von diesem immer mehr, wird ja immer weniger, das heißt unser Wissensanteil am Gesamt-, also deswegen gibt's ja keinen Universalgelehrten mehr wie Leibniz. Da hat man gesagt, ah, Leibniz ist wohl der letzte Universalgelehrte irgendwie im 18 Jahrhundert, das ist ja lange her. Heute kann niemand mehr universalgelehrt sein. Das heißt, ich habe immer noch immer nur einen Ausschnitt. Das heißt, wenn ich mich wirklich weiterbilden will, muss ich auch Menschen vertrauen, die mir etwas mitgeben, und hier richtig von falsch zu unterscheiden, Stichwort Fake News, das ist irre schwer, das ist ein riesen Feld, was man da aufmacht, aber dieses Zusammenkommen, dieses Vertrauen, dieses nicht alles nur über den Computer und Social Media zu erledigen, ich glaube, das wären ... #00:32:18-9#

Ich glaube, auch analoge Welt tut wirklich gut, also Menschen als Menschen zu sehen und zu begegnen. Und auch, hast du gerade gesagt hast, wir müssen verstehen, dass wir immer nur einen kleinen Teil sehen, und wir müssen aufhören, über das Ganze dadurch beurteilen zu glauben und meistens dann auch noch gleich zu richten. Auch das schönste Gespräch muss zu einem Ende kommen. #00:32:35-9#

Ich dachte, wir machen noch ein Anderthalbstünder jetzt. #00:32:38-7#

Ich habe etwas ganz Schönes von dir gelesen, und ich rede ganz oft über Vorbilder, und ich frage Menschen immer so, was ist, wer ist denn dein Vorbild? Ganz kurz, hattest du eins? #00:32:47-8#

Tatsächlich nie so einen konkreten Mensch als Vorbild dafür bin ich- Es gäbe sicher ganz viele, die es sein könnten. Gar keine Frage. Aber ich war immer eher jemand, der Sachfragen versucht hat, anzugehen und daraus Schlüsse zu ziehen und dabei zwei Dinge zu tun: einerseits eine Nüchternheit zu behalten, in der Sachfrage aber eine große Emotionalität zu haben in dem Transport der Sachfrage, und das hat mich immer so zufrieden gestellt, dass ich nicht so auf der Suche war: Mensch, wer könnte dein Vorbild sein? Aber es gibt natürlich sicher ganz viele, wo ich sehr beeindruckt bin, was die oder der ... #00:33:27-5#

Geleistet haben. Also ich würde jetzt gerne von dir wissen, was wäre die Veränderung, die du dir wünschen würdest, was dann wirklich eine eine große, sichtbare Veränderung bringen könnte? Du hast vorhin gesagt, eigentlich müsste man bei den Familien anfangen. Daran glaube ich nämlich, dass die kleinste Zelle wirklich das größte Potential zur Veränderung hat. Also was wäre deine Veränderung? Aber ich möchte bei dem Vorbild nochmal bleiben, weil, wenn es denn stimmt, und das schreibe ich dir jetzt mal zu, du nennst nicht Vorbilder, sondern Vorleber, und das finde ich einfach großartig. Denn Menschen, die vorangehen und Verantwortung übernehmen, nicht mit dem Finger auf andere zeigen, sagen, du hast Schuld und du musst ändern. Das hat mich zutiefst berührt, ich habs auch noch nicht vorher irgendwo gehört, und ich möchte das gerne übernehmen, ich sag dir das jetzt schon. Ich werde nicht mehr von Vorbildern sprechen, schau, dass man es ins Englische übersetzen kann, sondern von Vorlebern. Ich glaube, das wäre eine tolle Verantwortung. #00:34:18-9#

Also, das ist, ja, also das ist genau meine Meinung, weil ich dadurch einfach im positiven Sinne angeregt werde, vielleicht etwas nachzumachen. Also das ist ja vollkommen egal, was es ist, wenn jemand einfach etwas macht aus sich heraus, wenn er nicht mich missionieren will und mir sagt, was ich tun soll, sondern wenn ich durch dass ich anschaue, was dieser Vorleber tut, von selber sage: coole Idee! Also, ich nenne das immer übersetzt, der "das-will-ich-auch"-Effekt, das kann auch ganz was Verschiedenes sein, das kann, ja, das kann eine Verhaltensänderung sein. Das kann auch eine technische Lösung sein. Ich habe zum Beispiel mal ein Haus umgebaut und hab dort ne Solaranlage drauf. Gut, das haben noch viele. Dann habe ich ne Wärmepumpe, wird das Wasser gemacht, und dann wird, die Heizung ist eine Infrarotheizung, dass keine, die wasserführend ist, sondern das ist wie Sonnenstrahlen, das sind so Platten, die erwärmen, dass keine Konvektionsheizung im allgemeinen Sinn, wo da Luft irgendwie zirkuliert, sondern diese, diese Infrarotheizungsplatten wärmen alle Gegenstände im Haus auf, und die strahlen wieder zurück. Das ist eine wunderbare, angenehme Wärme, und dieses System ist also energetisch natürlich für meine Anwendung super. Und immer, wenn wir Besuch haben, meine Frau und ich dort, dann sagen sie, ja, das wollen wir auch haben, und das ist der "das-will-ich-auch"-Effekt. Das kann also eine technische Sache sein, es kann eine Verhaltensidee sein. Ich renne im Moment immer rum mit der Sven-Plöger-Taxi-Regel, aber ich habe für mich mal gesagt, unter 1,5 Kilometer darf ich nicht Taxi fahren, da muss ich zu Fuß gehen, oder in Städten, wo ÖPNV da ist, muss ich das machen. Das mache ich jetzt seit fünf Jahren. Das ist so ein bisschen eine Challenge, weil das nicht immer ganz einfach ist. Also, du musst schon sehr, also ich habe sehr viele Apps, und das wie ich, so, wenn ich in Berlin bin, muss ich es anders machen als in Frankfurt oder Köln, oder, aber ich mache es konsequent, und wenn es dann länger dauert, dauert es eben länger. Ich habe vor fünf Jahren gesagt, ich mache keine Inlandsflüge mehr. Egal was ist, wenn ich zwölf Stunden Bahn fahren muss, weil ich von Ulm nach Hamburg muss und wieder zurück, dann muss ich zwölf Stunden bahnfahren oder nicht nach Hamburg gehen. Das heißt, wenn, wenn du solche Challenges für dich mal machst, weil du einfach für dich entschließt, du kannst nicht immer über diese Themen sprechen, du musst-, das vielleicht, jetzt unterbreche ich mich selber. Du musst nicht, wenn du über so ein Thema redest, perfekt sein. Das ist ja unser deutsches Problem. Wir werfen sofort, wenn irgendjemand, der irgendetwas macht, der aber nicht perfekt ist, dann suchen wir nach der Stelle, werfen dem das vor oder der, und dann, quasi, drücken wir den Schalter schon wieder aus. Ja, du darfst dich doch gar nicht äußern, du bist doch gar nicht perfekt! Demnach würde, damit das immer zusammenpasst, immer nur der sich äußern können, dem die Umwelt egal ist, der sie ? verschmutzt, denn der ist kognitiv konsonant, der sagt ist mir egal, so verhalte ich mich auch. Der darf sich auch äußern. Und wenn ich jetzt sehr vieles vernünftig mache, und ich will mich da jetzt überhaupt nicht im Mittelpunkt stellen, und das waren so meine Challenges, andere machen ja auch hervorragende Sachen, und sobald sich eine solche Person äußert, ist sie immer zur Hälfte schon wieder drin- #00:37:18-4#

Und das ist ganz schwierig, dass man das Haar in der Suppe sucht und sagt, du darfst gar nicht- #00:37:22-0#

Aufhören! Jeder, der was in die richtige Richtung macht, das sollte gelobt werden, das sollte besprochen werden, damit man einfach Bock und Lust hat, in diese Richtung zu gehen, und wir müssen einfach auch mal anfangen. Wir wollen am grünen Tisch die 100 prozentige Lösung haben. Wir sprechen und reden uns tot, verreden alles, haben eine Bürokratie, die sich monsterartig aufbläht, egal was wir festlegen wollen, es kommt immer einer mit irgendeiner Regel aus dem Jahr 1951 um die Ecke, "Es wäre zwar sinnvoll, aber das dürfen wir nicht, weil da hat es einer aufgeschrieben", so ein Unsinn müssen wir wegmachen, die Vorleber angucken, genießen, was die machen, der "das-will-ich-auch"-Effekt— ja, jetzt habe ich gerade... #00:38:00-4#

Ich möchte eins wirklich zum Abschluss noch mitnehmen, weil das schön ist. Du nennst das die Sven-Plöger-Taxi-Regel? Witzigerweise habe ich die, und ich habe sie gar nicht benannt. Ich habe eine Birte-Turnschuh-Regel, weil ich bin ja oft in großen Städten unterwegs und ich hab das, bin da sehr ehrlich, gar nicht aus Umweltschutzgründen getan, sondern weil es schneller ist. Ähm, ich habe Turnschuhe immer dabei und laufe, ich laufe meine Sachen in USA oder gerade in London, wo ich viel bin. Ich komme wahnsinnig schnell voran, aber ich kann das nur jedem raten. Man sieht so viel mehr. Also, ich habe auch immer Zeitdruck, und trotzdem auf jedem Gang, irgendwohin, erst mal lerne ich die Stadt kennen, ich sehe Dinge, ich werde, ich kriege ganz tolle Impulse, und fast immer führe ich ein nettes Gespräch mit Irgendjemanden, weil du ins Gespräch kommst. Es ist so ein Gewinn, also öfter mal Schuhe einpacken und alles andere nicht nutzen. Nur positiv! #00:38:48-0#

Ich übernehme jetzt auch die Birte-Karalus-Regel, oder die Birte-Turnschuh-Regel, ja so, und du kannst die Plöger-Taxi-Regel übernehmen. Macht Spaß, funktioniert und lasst uns entschleunigen! Wir leben in diesem schneller, höher, weiter, mehr Hamsterrad. Also, ich, ich kenne nur noch Leute, die diese Situation beklagen, und trotzdem machen es alle, das ist ja verrückt! Also, das ist doch nicht das Seelenheil, das ist doch nicht die Lösung all unserer Probleme. Im Gegenteil, wir produzieren sie dadurch. Mal raus. Was macht es für einen Sinn, auf den eigenen Burnout zuzuarbeiten? Das ist nicht sinnvoll, das sollten wir nicht machen, und ja, da mündig sein, für uns entschleunigen, das tut gut! #00:39:24-2#

Selber machen und nicht andere belehren, ist, glaube ich, auch etwas, was ich sehr mitnehme. Sven, großartig. Ganz ganz lieben Dank, für das Wissen, aber auch für die Sympathie. Mal gucken, in welcher Stadt wir uns demnächst mit dem Turnschuhen wieder treffen. #00:39:35-0#

Da bin ich auch gespannt, und zwar zu Fuß, weil wir ja nicht Taxi fahren. #00:39:41-2#