Rüdiger Maas - Generation Lebensunfähig?
Shownotes
In der dritten Folge ihres Podcasts „Wie Gehen Wir Eigentlich Miteinander Um?“ erkundet Birte Karalus die Generationenforschung mit dem Experten Rüdiger Maas. Als Generationenforscher befasst sich Rüdiger Maas mit dem Einfluss unterschiedlicher Generationen aufeinander in Deutschland, insbesondere wie sich ihre Verhaltensweisen, Wahrnehmungen und Missverständnisse entwickeln. Er ist Autor und hat Veröffentlichungen zur Generation Z, Entstehung von Verschwörungstheorien und dem Einfluss der Digitalisierung auf unser Leben getätigt. Sein aktuelles Buch trägt den Titel "Generation Lebensunfähig".
Im Gespräch diskutieren Birte und Rüdiger die Definition einer Generation und die Herausforderungen, die sich aus den unterschiedlichen Generationen ergeben, insbesondere im Hinblick auf die jüngere Generation Z. Rüdiger Maas teilt Einsichten darüber, wie die unterschiedliche Anzahl an Geburten in verschiedenen Generationen, z.B. bei den Babyboomern im Vergleich zur Generation Z, den Eintritt in die Arbeitswelt und die Wahrnehmung von Wettbewerb beeinflusst.
Rüdiger Maas geht auch auf die Auswirkungen der Digitalisierung ein, die eine klare Trennlinie zwischen den analogen und digitalen Generationen schafft. Er betont, dass die Generation Z in einer digital dominierten Welt aufwächst und sich in der analogen Welt oft unsicher fühlt. Im Gegensatz zu früheren Generationen strebt die Generation Z nicht nach Abgrenzung, sondern tendiert eher dazu, die Werte und Normen ihrer Eltern zu übernehmen. Dieses Phänomen wird durch die enge Bindung zwischen Eltern und Kindern in der heutigen Gesellschaft verstärkt.
Gast: Rüdiger Maas
Buch “Generation Lebensunfähig“: https://www.amazon.de/Generation-lebensunf%C3%A4hig-unsere-Zukunft-gebracht/dp/3969050715 Institut für Generationenforschung: https://www.generation-thinking.de/ Institut für Generationenforschung Youtube: https://www.youtube.com/channel/UC5VMIC3s_qN2d70ymcIOySQ Instagram: https://www.instagram.com/generationenversteher/ LinkedIn: https://www.linkedin.com/in/ruedigermaas/
Transkript anzeigen
Nachdem die letzten Gespräche sehr inspirierend waren im Hinblick darauf, wie wir unsere Welt gestalten können und welche Herausforderungen und Hoffnungen in jungen Menschen liegen, interessiert mich nun eine wissenschaftliche Einordnung, also in Bezug auf die junge Generation. Wer kann mir denn nun sagen, ob wir uns tatsächlich auf einem guten Weg befinden? Da habe ich mich mit Rüdiger Maas zu einem Gespräch verabredet. Rüdiger Maas ist Generationenforscher, das heißt, er untersucht, wie sich die derzeit in Deutschland lebenden Generationen untereinander beeinflussen, also wie verhalten wir uns, wie nehmen wir uns wahr und auch wie leicht wir uns missverstehen. Er ist Autor und veröffentlicht zur Generation Z, Entstehung von Verschwörungstheorien und den Umgang mit ihnen und wie uns die Digitalisierung beeinflusst. Sein aktuelles Buch hat den Titel Generation Lebensunfähig
Was mich interessiert, was ist denn eigentlich eine Generation? Wir verwenden das Wort so selbstverständlich, aber was ist eine Generation?
Oh, das kommt auf an, welche Definition man nimmt. Also da gibt es unfassbar viele Definitionen. Zum Beispiel gibt ja auch eine Generation in der Technik, da kommt eine neue Generation, die löst ja die alte ab. Das haben wir ja jetzt bezogen auf die Menschen nicht. Da gibt es ja nicht eine Generation, die die nächste ablöst, sondern wir referieren bei dem Begriff auf ja auf den Begriff, den die Soziologie dafür entwickelt hat, und zwar Karl Mannheim, und der geht von so 15-Jahres-Einheiten aus. So wird es populärwissenschaftlich gesehen. Da gibt es eben die Generation XYZ, von der wir wiederum vom Institut von Generationenforschung gar nicht so viel halten von dieser Einteilung, weil man kann nicht automatisch in der Automatik alle 15 Jahre eine neue Generation auswerfen. Das ist einfach, ja, ich sage mal polemisch oder oder nicht wissenschaftlich, und was auch passiert wird, dass viele, sag ich mal, Generationenversteher oder Jugendforscher dann einfach Dinge reininterpretieren, wie zum Beispiel, 9/11 war prägend für die Generation Y und Chernobyl war prägend für Generation X, und wir können das in unseren Daten gar nie feststellen. Also so einfach ist es dann doch nicht, aber wir haben einen Unterschied. Wir haben einmal die analog geprägten Kohorten und einmal die digital geprägten Kohorten, und da gibt es Unterschiede auf der einen Seite, und wir haben eben Menschen, die mit sehr vielen gleichzeitig auf die Welt kamen, wie jetzt zum Beispiel die Generation der Babyboomer und welche, die mit sehr wenigen, zum Beispiel die Generation Z, auf die Welt kamen, dass die kleinste Kohorte, die wir in Deutschland haben.
Kann ich erst mal so sagen, dass die Babyboomer noch unsere, also die jetzt lebende Großeltern sind und die Z die 20-Jährigen?
Ja, die sind geboren 1950 bis 65, und da hatte, das war noch quasi, wenn man so will, vor der Einführung der Pille, und da hatten wir relativ viele, aus der heutigen Sicht, relativ viele Geburten, und das war so eine Geburtenschwemme, die da kamen.
Und und wie kommt das? Dass eine große Anzahl von Menschen, die in einem Zeitabschnitt lebt, egal wie breit wir den jetzt stecken, sich gleich verhält oder gleiche Wertesystem hat?
Ja, es hat damit zu tun, was ich für eine Umgebungskomponente vorfinde. Das heißt also, nimm mir mal an, jetzt die Generation der Babyboomer, die haben dann überfüllte Klassenzimmer vorgefunden, war einfach sehr viele gleichzeitig da waren, oder auf eine Stelle in großen Konzern, haben sich 30 weitere beworben, da, das findet ja jetzt heute nicht mehr statt. Also heute passiert es genau umgekehrt. Also auf einen Generation Z-ler kommen 30 Arbeitgeber, die ihn gerne hätte. Also das macht natürlich einen ganz anderen Eintritt in die Arbeitswelt und dadurch auch eine ganz andere Vorstellung, ganz andere Wünsche ganz andere Träume, die da mitspielen.
Der Wettbewerb ist gar nicht mehr da.
Genau, sondern die Unternehmen konkurrieren um die, um die Nachwuchskräfte. Das ist ein ganz anderer Unterschied, und bei dem Babyboomer war es natürlich so. Wenn ich dann mich durch 30 Menschen durchgerangelt hab, dann blieb ich natürlich in dem Unternehmen, hab versucht, innerhalb des Unternehmens Karriere zu machen. Irgendwann wissen, Mystifizieren, Konkurrenz ausschalten mich mehr um die Konkurrenz zu bedienen. Also, das sind einfach ganz andere Dinge, die bei der Generation Z kein Thema sind, weil die denken, okay, nach zwei Jahren gehe ich halt einfach zum nächsten. Ich muss da gar nicht so lange bleiben, wenn es mir nicht gefällt. Es gibt so ein großes Angebot, und was natürlich der Unterschied ist, wenn ich so viel Angebot habe, bin ich natürlich nie glücklich, weil ich ja immer das Gefühl habe, da gibt es vielleicht noch mehr, oder es gibt was Besseres. Das ist natürlich der Unterschied, auch noch, der dazukommt, also es ist nicht, dass das jetzt eine glückliche Kohorte ist.
Und dass man die Möglichkeit verpasst, das bessere dann zu wählen.
Genau erstens wissen die gar nicht, was für sie das beste ist. Das kommt noch dazu, aber man hat immer die Angst, dass man nicht das beste hat.
Aber schaun wir mal, was ich am Anfang gesagt habe. Sie beschäftigen sich damit, ein Institut, wie die Generationen, die zurzeit miteinander leben, sich beeinflussen. Also, wir haben jetzt die Generation X, Y, Z.
Vom Babyboomer und Generation Alpha, ja!
Okay, wie kommen die miteinander zurecht? Es ist ja ganz unterschiedlich!
Naja, naja unterschiedlich! Also was wir haben, ist eine sehr enge Bindung der Eltern zu den Kindern. Heute also, wir haben ein sehr, sehr enges Verhältnis der Eltern, eigentlich wollen Eltern ja keine Eltern mehr sein. Keine Abgrenzung, Subjekte, sondern am besten beste Freunde, best buddy support wie auch immer, oder Coaches, oder Mentoren der Kinder. Da haben wir einen Unterschied, und wir haben einen Unterschied zwischen den Großeltern, die ja heute viel fitter sind als vor 20, 30 Jahren waren, noch mal ein zweites Hobby, nochmal ne Weltreise machen, nochmal das, und das, dadurch sich eigentlich nicht mehr 24/7, 365 Tage um das Enkelkind kümmern können, sondern ja gerne, aber bitte mit Ansage so. Dadurch haben wir einen größeren Fokus der Eltern auf die Kinder, auch viel weniger Kinder. Also, der Fokus jetzt auf Kinder ist viel intensiver, also die sind viel mehr Mittelpunkt in vielen, vielen Bereichen, und das, das spiegelt schon so ein bisschen so jetzt unseren Zeitgeist wieder. Ja!
Wenn ich es mal runterbreche, gibt es einen Wandelpunkt von der Generation, die jetzt lebt, zu der vorherigen, der besonders ist, also der einen großen Unterschied ausmacht?
Ja, also die Anzahl also das war ja, davor, die hießen ja Generation Y oder Millenials. Die sind nicht mit dem Smartphone groß geworden, sondern das haben die erst in der Jugend kennengelernt dadurch, wir merken fast bei allen Apps, die in irgendeiner Form die analoge mit der digitalen Welt vermischen, sei es jetzt AirBNB, Meta, also Instagram und so weiter. Das sind alles Entwicklungen von Menschen aus dieser Kohorte heraus. Und jetzt, die Generation Z wächst eigentlich, wenn man so will, mit social media auf, also komplett. Die können sich eine Welt ohne Smartphone, ohne social media gar nicht mehr vorstellen. Da würde die Phantasie gar nicht ausreichen, und die sind eben, wie beschrieben, viel weniger, und dieses viel weniger ist einfach sehr, sehr ausschlaggebend, wie die bestimmte Dinge wahrnehmen. Das heißt also, jeder kann eigentlich alles bekommen. Es gibt keine überfüllten Klassen, keine Arbeitgeber, die schon voll sind, was auch immer, sondern ich kann, seitdem ich auf der Welt bin, eigentlich mir alles nehmen, was ich möchte, und habe ich immer die Angst, nicht das beste für mich zu holen.
Okay, aber es wäre viel mehr für mich da. Ich könnte es auch anders betrachten. Wie sieht das denn im menschlichen Bereich aus, was verändert sich denn da?
Na ja, wir haben tatsächlich son streben in den Mainstream. Wir sprechen da vom Neokonventionalismus, also ein Angleichen der Werte der Eltern, weil Eltern und Kinder sehr eng miteinander agieren. Also da werden auch viel Werte in der analogen Wert einfach übernommen. Dadurch wirken auch die Generation Z-Mitglieder für uns so altbacken, altmodisch, übermoralisch, steif, so genau aus diesem Thema und vor allem auch sehr unsicher, weil die natürlich sehr stark in der digitalen Welt groß werden, dadurch viel weniger Training in analogen Welt haben und alles, was analog ist, da wirken die erst mal langsamer, unsicherer. Beispiel, auf fremde Menschen zuzugehen, Menschen anzurufen, die sie nicht kennen, in der fremden Umgebung mal nicht aufs Smartphone, sondern versuchen, durch die Umgebungskomponente alles zu verstehen. Das fällt ihnen wahnsinnig schwer, oder auch Entscheidungen zu treffen, die wichtig sind, zum Beispiel, was soll ich studieren, wo soll ich arbeiten, da werden immer die Eltern zu Rate gezogen, und das war bei der Generation Y eben nicht der Fall.
Kann man denn sagen, dass deren, das find ich schon mal ganz schrecklich, aber dass deren Welt anonymer geworden ist und vielleicht sogar weniger empathisch?
Na ja, in einer gewissen Weise wissen wir, dass durch social media tatsächlich Empathie abnimmt. Aber man kann es eben nicht so sehen, weil wir insgesamt eine Werteverschiebung haben. Wir haben sogar bestimmte Dinge, die gar nicht mehr übersetzbar sind. Wir sprechen da von der Inkommensurabilität, also einer Nichtübersetzbarkeit von bestimmten Begriffen. Ganz so einfach ist es nicht. Also muss ich zum Beispiel, wenn ich mir youtube anschaue, da ist vor einem Jahr der Dislike-Button weggenommen worden. Der wurde aber nicht wegen der Generation Z weggenommen, sondern wegen der Generation X, weil in der Regel die Generation X da irgendwie ein Video angeschaut hat, bis zum Schluss, das dann negativ kommentiert hat, und dann auch den Dislike Button hinterher. Ein Vertreter der Generation z, und dann versteht man vielleicht auch den ihre Denke, würde sagen, ist doch totale Zeitverschwendung und Schwachsinn, ein Video dass mir nicht gefällt, bis zum Schluss anzuschauen, mich dann noch am Pop zu disqualifizieren, indem ich das kommentiere, auch noch zu disliken, sondern ich wisch einfach weiter, weil das, weil YouTube einfach Millionen von verschiedenen Daten hergibt. Wie soll ich mich soll mir das antun? Und da ist die Generation, also die Generation davor, noch ganz anders, weil die haben noch dieses Mitteilungsbedürfnis und dieses Sharingbedürfnis, und die Generation Z ist da viel passiver, viel vorsichtiger im Netz unterwegs konsumiert unfassbar viel, ja, aber aber bietet dadurch weniger, gibt dann weniger preis. Jetzt sind wir mal ehrlich, wenn ich jetzt das Thema Empathie mal aufsetze, ist es empathisch, so ein Video komplett schlecht zu reden? So, da sind die natürlich viel vorsichtiger unterwegs? Dann muss man da ein bisschen aufpassen mit diesen Zuschreibungen.
Ist es denn, wenn wir unsere heutige Zeit beschreiben, wenn man generell sagt, wie fühlt es sich denn an, in der jetzigen Zeit zu leben, für alle Generationen? Und ganz oft kriege ich gesagt, er ist vor allem geprägt durch Hass und Hetze im Netz? Kommt es dann eher von den älteren, von der X-Generation als von den Jüngeren?
Naja, wir, wir agieren im Netz immer absolut. Es gibt weniger korrektiv, es gibt weniger. Man ist eher in seiner Bubble, man ist eher in seiner Peer. Das haben wir früher schon auch gehabt, aber früher war die Peer physisch. Das heißt, wenn ich jetzt als Beispiel, wenn ich früher gemobbt worden bin, kannte ich alle Akteure. Wenn ich heute gemobbt werde im Netz, könnte es Tausende von Leuten sein, Millionen.
Wer mobbt denn?
Na ja, zum Beispiel einfach von Menschen, die mich nicht mögen, oder ...
Ich wollte fragen, sind das dann auch die Älteren? Also ist das so ein Frustabbau zu sagen, so, wenn wir die Dinge momentan im Leben nicht gut von der Hand gehen?
Ja, bei den Älteren, bei den Älteren sehe ich, bei den Älteren sehe ich eher so eine Zunahme und wahrscheinlich auch durch social media von einer Ambiguitätsintoleranz. Das heißt also, dass wir zwei Meinungen, verschiedene Meinungen nicht mehr akzeptieren. Also, es gibt nur noch Befürworter und Gegner, und die sehe ich sehr stark bei den älteren, analog geprägten Generation, die eben tatsächlich mit social media und so weiter einfach einfach einen anderen anderen Bezug dazu haben. Wir haben doch, egal, was ist es, Flüchtlingswelle, Impfgegner, Masken, es gibt nur Befürworter und Gegner. Wir werden jetzt fairerverweise auch immer mehr konfrontiert mit Entscheidungen, die wir treffen müssen. Also sind wir dafür oder dagegen, aber wir sehen diese, diese enorme Ambiguität unter uns eben von den Älteren , und die Jüngeren übernehmen die dann. Das heißt, bei den Jüngeren haben wir was anderes. Da haben wir einen Anstieg des Pluralismus, also, man akzeptiert viel, viel mehr Diversität. Aber Menschen, die das nicht akzeptieren an den Rändern, die werden werden gar nicht erst beachtet, sondern die werden auch exkludiert. Das heißt also, die Qualität des Pluralismus ist nicht gestiegen, sondern nur die Quantität, wenn man so will.
Das finde ich eine spannende Geschichte, die sie gerade genannt haben. Ja, sie sagen zu Recht, wir haben eine größere Diversität, aber wehe, du machst nicht mit, dann ist das nicht nur, dass man sagt, wir finden es doof, dass er nicht mitmacht, sondern dieses Cancel Culture, was für mich persönlich als Journalistin etwas ganz Grausames ist, weil es für mich wirklich gegen mein, mein Demokratieverständnis geht.
Naja, zumindest fördert es nicht den Dialog. Also, ich muss die andere Seite eben anhören. Jetzt muss man fairerweise sagen, die Älteren machen es nicht vor. Ich sehe jetzt da keine ältere Generation, die das vormacht, die den Dialog fördert, sondern da wachsen jetzt die Jungen eben auf, und die wachsen in einer Welt auf, die wir hinterlassen haben.
Das heißt, weil meine Generation nicht streiten kann, gibt es Cancel Culture?
Na ja, zumindest könnte diese Generation mehr als Vorbild vorausgehen. Aber das sehe ich eben nicht, das sehe ich nicht. Also, das sind genau diese Punkte, die ich da versuche zu erklären. Also, wir müssten ja im Gegenzug auch verstehen, dass jetzt dieses dieses Streben in dem Mainstream, was die Generation Z jetzt sehr gerne macht, warum die das machen, wie die das machen. Da müssen wir ein Stück mehr Vorbilder sein...
Praktisches Beispiel, was also, was können wir denn tun? Was wäre denn jetzt im Alltag zu machen?
Na ja, also zum Beispiel mal die andere Seite sich anhören, also warum ich bestimmte Dinge nicht möchte oder warum die andere Seite das nicht möchte. Also diese Themen, und ich finde vor allem im Journalismus, wir haben viel, viel, viel mehr Meinungen, und theoretisch darf man heute viel mehr sagen als früher. Das ist so. Aber die Leute haben genau das Gegenteil als Gefühl. Warum? Weil das relativ schnell in irgendeiner Form sanktioniert wird, wenn jemand seine Meinung Kund tut, so auf der einen Seite, auf der anderen Seite ist es so, dass vor allem die Älteren auf social media zu schnell auch ihre Meinung Kund tun, die vielleicht gar niemand hören möchte, und das müssen sie halt auch akzeptieren. Das heißt also, wenn ich ein Blödsinn schreibe, und da kommt ein Blödsinn zurück, dann muss ich das halt auch akzeptieren und dann nicht gleich sagen, hier mir wird der Mund verboten, wird dir nicht verboten, aber es möchte halt auch keiner hören. Das muss man eben auch akzeptieren. Also mehr dieser Blick von oben, mehr dieser Meta Blick, und die die, die die Jungen, die wachsen ja einfach in diese Welt mit rein, die agieren ja auch ganz anders untereinander. Also, da gibt es dann, wenn man jetzt mal überspitzt, bei Instagram gibt es halt einfach nur ein Like oder gar nichts so, und wenn ich nichts bekommen, ist es für mich die größte Strafe. Das ist ein ganz anderer Bezug, wie das jetzt bei den Älteren ist, die jetzt keine Ahnung mit Kommentaren noch leben, oder kann ich das noch wiedergeben? Oder? Oder? Da haben wir schon einen Unterschied, der da ist.
Okay, kommen wir mal zu dieser Identitätspolitik, die überall so besprochen wird und beschrieben wird. Was ist denn denn da eigentlich wichtig? Ist es eher die Zugehörigkeit zu einer Gruppe, oder es ist eher die Abgrenzung? Du musst heute ein Label haben, das ist ganz wichtig, du bist entweder dieses oder jenes, und das ist ganz wichtig, und das musst du wirklich stolz nach vorne wegtragen und auch klar machen. Das ist für mich zu sagen, ich grenze mich ab, und andererseits kriege ich erzählt, dass es ganz wichtig, eine Gruppe zuzugehören, also ist es eher eine Abgrenzung oder ist das eher eine Zugehörigkeit?
Also die, die bei den Jüngeren, bei der Generation Z, gibt es diese Abgrenzungstendenzen eigentlich nicht, sondern eher das Streben in den Mainstream. So müsste man das...
Innerhalb von Leitlinien, also von Leitplanken.
Naja, also nochmal, also, die Diversität ist viel größer, also die akzeptieren dann viel mehr, was Teil des Mainstreams ist, als das vorher der Fall war. Die akzeptieren auch nicht, wenn jemand ein Problem damit hat und das sind meistens eben die älteren, und da haben wir, da gibt es schon, da gibt es an der Stelle Konflikte in der Hinsicht, und das haben die aber auch nie gelernt, das dann quasi auf beiden Seiten zuzuhören, und die Älteren haben das Gefühl, hier bewegt sich alles so schnell, das ist ganz interessant. Die sagen, auf der einen Seite gibt es, Berliner Flughafen hat Jahre gebraucht, Stuttgart 21 hat Jahre gebraucht, da schimpfen sie, wie langsam das geht, und auf der anderen Seite, wenn es um Thema Gendern, gleichgeschlechtliche Ehe oder überhaupt sexuelle Diversität, da geht es denen viel zu schnell. Das setzen wir ein ganz anderen Maßstab an, obwohl wir da in Deutschland unfassbar weit hinten dran sind, wenn man es international vergleicht, und da wächst natürlich die Generation Z mit einer ganz anderen Geschwindigkeit auf, und für die ist das einfach völlig selbstverständlich, wie die so aufwachsen, und die können es gar nicht nachvollziehen, dass das für manche einfach zu schnell ist, so auf der auf der Seite, da muss ich sagen, ja, vielleicht ist aber so sinnig, wie es die Generation Z macht, weil wir haben vielleicht auch zu lang oder die Generation davor bestimmte Dinge einfach ignoriert oder gar nicht wahrgenommen.
Was ich dann spannend fand, dass sie gesagt haben, das war mir gar nicht so klar, dass die Generation Z assimiliert, was ihre Eltern ihnen vorleben, das hätte ich niemals gedacht. Für mich war das eher so, Ich will eben genau das nicht machen, was sie machen.
Das war bei allen Generationen davor, und das haben wir bei der Generation Z nicht. Wir sehen da in der Regel in der Regel kein pubertäres Verhalten oder so eine Abgrenzung, also, das sehen die gar nicht ein, weil das ist ineffizient. Und weil nochmal also, stellen Sie es sich einfach mal so vor. Während der Coronapandemie waren Generation-Z-Vertreter, da bis zu zehn Stunden täglich im Netz, 72-einhalb Stunden, und jetzt ziehen wir ein bisschen Schlaf ab von acht, neun Stunden und bisschen Arbeit. Dann bleibt da nicht mehr viel Zeit quasi für die analoge Welt. Die ist komplett völlig untrainiert, und da springen dann die Eltern ein, weil die Eltern, sind wir mal ehrlich, die wissen doch gar nicht, was das Kind zehn Stunden im Netz macht, und da gibt es nichts, was es nicht gesehen oder oder gehört oder was auch immer hat, so, und diese untrainierte Welt sozusagen, die ist dann natürlich mit sehr, sehr vielen Unsicherheiten verhaftet, und in dieser Unsicherheit, da agieren die, und dann gibt es immer diese digitalen Rückzugsräume, diese Sicherheit, und deswegen werden die Werte der Eltern halt einfach schnell übernommen in der analogen Welt aus Effizienzgründen, und da will ich mich gar nicht abgrenzen, weil da müsste ich ja ein Gegenentwurf in der analogen Welt bringen, da müsste ich ja irgendwie Gegenwind. Das haben wir nicht. Wir haben keine Subkulturen innerhalb der Generation Z, wir haben kaum Mode oder Fashion-Bewegung aus der Generation Z selbst heraus, sondern die sind alle vorgegeben von von anderen. Also, das ist schon ein spannendes Thema. Ja.
Was ich sehr bildhaft schön fand bei ihrem Buch Generation Lebensunfähig, wir steigen damit ein, dass es bisher immer so gewesen ist, dass die Küken der Ente hinterhergelaufen sind und dass wir jetzt in der Zeit leben, wo die Ente den Küken hinterherläuft, also wo die Eltern eher ...
Und es auch noch toll Z.
Ja.
Genau also, es fängt da schon an. Kleine Kinder werden schon gefragt, wie soll dein Zimmer ausschauen, was sollst du anziehen? Wohin soll es gehen? Und wir haben festgestellt, dass zum Beispiel diese Thematik bedürfnisorientierte Erziehung, die ja sinnig ist, die meisten gar nicht können, und aus Zeitgründen dann immer das reininterpretieren, ja, mein Kind, das wollte ein T-Shirt anziehen, klar draußen schneit, aber wenn es das will, dann muss es das selber lernen, um Persönlichkeit zu entwickeln. Und da denk ich mir, ist es tatsächlich die Aufgabe der Eltern, dem Kind so viel Freiraum zu lassen, oder ist das, dem zu erklären, dass ein zwei oder dreijährige das eben noch gar nicht umschauen kann, wo wir sagen können, nee, das ist unsere Aufgabe, dann dem Kind natürlich dann zu sagen, bitte sie den Pulli an, das musst du eben nicht erleben oder in irgendeiner Form, und das wird oft auch als Ausrede genutzt. Aber schauen wir uns mal so an, wie ein Kind eben heute aufwächst. Das muss eben alles mitentscheiden, und das ist für ein Kind unfassbar müßig und anstrengend, den ganzen Tag zu entscheiden, weil die Eltern nicht mehr entscheiden, wohin geht es in Urlaub, was machen wir und so weiter und so fort, und dann ist dieses Kind irgendwann mal 20, kommt in die Arbeit und darf plötzlich nicht mehr entscheiden, wie irgendwas ausschaut weil da ein Vorgesetzter ist, und dann clasht es, und das sehen wir jetzt gerade Stellen-, also Hundertfachweise!
Warum machen die Eltern das dann so? Warum haben Eltern sich in dieser Hinsicht so entwickelt?
Weil Eltern heute gar nicht mehr so Eltern sein wollen, sondern die Eltern wollen quasi die besten Freunde sein. Die Kinder fungieren oft als Partner, als Freundesersatz in vieler Hinsicht. Na ja, weil die Eltern wollen, dass es ihrem Kind besser geht, als dass es ihnen geht.
Aber Eltern haben ist doch was Tolles! Freunde ist auch ne andere Ebene.
Genau, und Eltern und Kinder haben nur einen Vater, eine Mutter, also das Thema ist. Ich glaube, dass vielen Eltern einfach gar nicht bewusst ist, dass die schon das Maximum hatten in ihrer Kindheit, dass es da gar kein Mehr mehr geben muss, sondern dass es eigentlich reicht, auch wenn es, und dass es auch okay ist, wenn dem Kind mal, wenn das Kind mal einfach Frustration erlebt oder mal was Negatives erlebt, dass das eigentlich zum Teil des Menschwerdens wichtig ist. Das ist aber vielen gar nicht bewusst.
Wenn wir nochmal auf die unterschiedlichen Generationen schauen, was ist denn der Antrieb der jungen Generation heute? Was ist das, was kommt von innen?
Naja, vor allem ist es die Angst, die Angst, dass das Leben oder der Luxus, der da ist, nicht mehr so bleibt. Also, sie haben so ein Gefühl, da gibt es die Deadline, die Erde geht unter, weil, weil die Globalisierung einfach unaufhörlich voran schreitet. Da müssen wir jetzt dagegen was machen. Also, es ist eher so eine Angst davor, dass dieser Luxus, mit denen die jetzt groß geworden sind, nicht Dauerbestand hat in der Hinsicht also, es ist jetzt nicht so, dass die getrieben sind, so wie es jetzt zum Beispiel bei der Generation davor war, so leistungsgetrieben das Maximum rauszuholen, sondern hier ist es tatsächlich eher die Angst, den Standard nicht mehr halten zu können.
Tatsächlich, ich hätte eher gedacht, dass das eher Leute sind, die meisten jungen Menschen leben ja vegetarisch, vegan, gucken sehr genau, am besten noch kein Auto fahren und sehr nachhaltig. Wieso Luxus? Das bringe ich nicht zusammen.
Naja, weil wir das sehen wollen, was sie jetzt beschrieben haben, das ist ja gar nicht so. Wir haben, bei Fridays for Future sind es nur 15 Prozent, und das meistens von der Oberschicht, Gymnasiumkinder, also es ist ja kein Auszubildender, der da mitmacht, oder was auch immer. Wir interpretieren die Nachhaltigkeit rein, und wir sehen das immer wieder bei unseren Umfragen, wie zum Beispiel, würdest du auf das und das verzichten, dass die Älteren sehr wohl darauf verzichten, und die Jüngeren nicht. Aber wir wollen das reininterpretieren. Wir sehen jetzt, die ernähren sich vegan und denken, jetzt sind die gleich komplett nachhaltig. Wir sehen aber gar nicht, dass sich immer mehr Menschen, auch ältere Menschen vegan ernähren oder vegetarisch an der Stelle. Wir sehen gar nicht, dass zum Beispiel, na ja, wenn ich ständig in social media bin, das verbraucht ja auch CO2-Emissionen, also jeder Likebutton, jeder Downloadbutton, alles, was ich im Netz mir anschaue, was ich runterlad, verbraucht ja CO2, das ist ihnen gar nicht bewusst, dann jede Saison neue Kleidung. Das ist völlig normal für die Generation Z, und wir wussten auch im Vorfeld schon, dass die FDP wählen. Ein Großteil, weil die FDP versprochen hat, der Luxus kann so beibehalten werden. Wir haben einen Anstieg an Luxus: Schifffahrt bei den Jungen, Fernreisen bei den Jungen und so weiter. Also das sehen wir natürlich auch. Das ist also nur so ein kleiner Teil, wo wir immer wahrnehmen, und wir müssen ehrlich sein, das Thema Nachhaltigkeit beschäftigt uns alle und das ist auch richtig so. Aber alle Generationen machen da mit. Das ist nicht nur, dass es die Jungen machen, die gehen halt am Freitag auf die Straße dafür, aber aber verzichten tun ja die anderen ebenfalls. Es ist ja nicht, dass die anderen jetzt permanent CO2-Emissionen da raushauen und und sich da keine Gedanken machen. Das ist ja nicht so.
Wenn wir auf die nächsten 15 Jahre schauen, vielleicht 20 Jahre nehmen. Jetzt ist die Generation Alpha dran. Ist das richtig? Wie werden die denn leben?
Na, die werden eine Welt ohne Digitalisierung, werden die nicht mehr können, das heißt ein Leben ohne Smartphone, ohne Internet, werden die sich gar nicht mehr vorstellen können, das geht gar nicht mehr. Jetzt müssen wir uns mal vorstellen, kleines Kind wächst so auf, dass der Vater wahrscheinlich Tausende von Fotos oder die Mutter auf dem Handy hat, von dem Kind, das ganze Leben dokumentiert ist. Dann werden die permanent, wahrscheinlich in irgendeiner Form getrackt, wo die sind, was die machen, weil die Eltern permanent Angst haben. Also, das wird zunehmen. Weil wir jetzt die erste Elterngeneration haben, die ja auch mit dem Internet groß geworden ist, wird sich das auf jeden Fall enorm steigern. Und das sagen auch viele, die Weltgesundheitsorganisation, Kinderhilfswerk, dass wir die unglücklichsten Kinder eigentlich haben, wenn man überlegt, jedes vierte Kind sei unglücklich. Jedes vierte Kind zeigt Symptome einer Depression, zumindestens einmal in der Grundschule. Naja, weil, wenn ich gesättigt aufwachs, in einer absolut gesättigten Welt, da macht ein Mehr mich gar nicht mehr glücklich, aber nurn Weniger, und das ist relativ schnell unglücklich. So, in so einer Welt wachsen die auf, das heißt, ein Kind heute kriegt fünf Adventskalender, als Beispiel. Dadurch sind ja alle fünf schon entwertet. Wenn man heute im Kind im Kinderzimmer reingehen schaut, das schaut ja aus wie ein Spielzeuggeschäft, da gibt's ja nichts, was es nicht gibt, und die Kinder können sie gar nicht mehr konzentrieren. Die werden permanent befeuert mit bestimmten Dingen, und das ist den Eltern gar nicht bewusst, weil sie es eben alle in irgendeiner Form machen. Kinder gehen in Kindergeburtstagen, kommen mit ner ganzen Tüte voll Geschenke zurück. Das wird gar nicht mehr akzeptiert, dass nur ein Kind Geschenke bekommt.
Aber wie stelle ich mir denn die Gesellschaft vor in 20 Jahren, also Menschen, die unglücklich sind, die unglücklich groß werden? Sie haben gesagt, es gibt jetzt schon große Schwierigkeiten im Arbeitsumfeld, weil wir da uns auf weniger Werte noch einigen können, wie wir miteinander umgehen oder Leistung bringen können. Wie sieht das da dann aus?
Na ja, wir werden uns, insgesamt werden wir uns ändern. Also, die glücklichsten Menschen jetzt sind laut Glücksforscher 60 plus, die unglücklichsten 25 Minus, und ich gehe nicht davon aus, dass, wenn jemand unglücklich aufwächst, dass der dann irgendwann so ein richtigen Glücksschub nochmal bekommt, sondern da wird sich insgesamt viel, viel verändern.
Zum Beispiel?
Die Form von Geschwindigkeit, die Form, wie wir Sachen verarbeiten, stellen Sie sich einfach mal vor, sie werden heute ein halbes Jahr ausgeknockt. Sie würden das gar nicht mehr aufholen können, was sie alles verpassen.
Aber könnte es nicht sein, dass diese Menschen dann sagen, dann doch erkennen können zu sagen, es liegt an mir und ich konsumiere weniger oder ich ...?
Das ist ja eigentlich schwer, schwer vorstellbar, wie so auch auf der anderen Seite, weil ich habe nur das kennengelernt, also es wird ein Kind gar nicht mehr kennenlernen, wie das ist, eine Welt ohne digital.
Aber das ist doch eine grauenvolle Vorstellung, wenn ich gar nicht mehr die Möglichkeit habe, aus diesem, aus dieser Negativspirale rauszukommen!
Ja, es gibt ja auch viel Positives. Also es ist ja nicht nur negativ. Also positiv ist, dass wir zum Beispiel einen enormen Anstieg an Moralverständnis haben. Positiv ist, dass wir weniger gewalttätig sind, weniger Drogen konsumieren. Es sind ja viele positive Dinge, die auch noch mitkommen, so. Ich glaube, man muss einfach mal von dieser Wertung weg, was gut oder was schlecht war. Früher war ja, war es ja nicht besser, sondern eigentlich geht unsere Welt permanent, wird ja eigentlich immer positiver, nur unser Anspruch wird enorm, also dann haben es halt die Kinder ein bisschen schwieriger. Also da bricht ja auch nicht die Welt gleich zusammen. Aber aber wir haben immer diesen Anschluss, muss immer besser, alles besser werden, und vielleicht sollte man uns mal davon ein Stück distanzieren und diese Wertung auch rausnehmen. Es gibt einfach eine Verschiebung, und die Kinder und Jugendlichen sind Spiegelbild unserer Gesellschaft. Also die Verschiebung gibt es ja nicht nur durch die Jungen, sondern durch uns alle.
Habe ich Sie da richtig verstanden, dass wir, also wir, die Älteren, die X- und Y-Generationen, um da mal diese Einordnung zu nehmen, das ganze eigentlich eher falsch oder anders bewerten und diese Welt, in der wir gerade leben, für die jungen Menschen eigentlich gar nicht so dramatisch ist?
Ja, ja, das haben wir vor allem bei der Coronapandemie gesehen. Das fanden Junge gar nicht so schlimm, wie die Älteren dachten, dass es für die Jungen schlimm ist. Da sagen auch Kleinkinder, sie haben das eher spielerisch wahrgenommen, mit mit Masken, und das haben so viele Leute reininterpretiert, die können die Gestik und Mimik nicht sehen. Also, es fanden die Kinder gar nicht so schlimm, oder dass die Kinder mal nicht feiern durften. Das fanden die alles weniger schlimm, als wir dachten, wie schlimm das so ist. Aber wenn die das natürlich jeden Tag von ihren Eltern dann hören, wie schlimm das ist, und du hast keine tolle Jugend und und und so weiter, dann glauben die das natürlich irgendwann mal, oder, deine Rente ist nicht sicher, du wirst keine Zukunft haben, wenn sie das natürlich jeden Tag hören, dann glauben die das irgendwann.
Ich frage meine Gäste immer wieder, was sind denn diese Momente der Veränderung oder moments of change? Das heißt, wenn wir Dinge eigentlich wieder in dicken Anführungszeichen zum Besseren ändern wollten, wäre das eigentlich unsere Generation, die sich mal abgewöhnen sollte, immer alles zu bewerten oder den Jungen vorzugeben?
Ja, genau, einfach mal ein bisschen relaxter rangehen und dann die Kinder auch mal selber machen lassen.
Ich glaube, das ist eine ganz wichtige Geschichte.
Und Hoffnung. Wir sollten viel mehr Hoffnung auch den Jüngeren geben, an der Stelle.
Das wäre der nächste Punkt. Was macht ihnen denn Zuversicht?
Also, ich finde das alles spannend. Also für mich ist es so, vielleicht auch, wenn sich das immer negativ oder kritisch— Ich beobachte es ja einfach. Es geht natürlich immer irgendwie weiter. Also es sind ja auch viele, viele Tolle, die sagen also, ich möchte auf keinen Fall die Digitalisierung missen. Ich finde das Smartphone genial, aber aus Effizienzgründen natürlich, nicht aus Langeweile, Konsum. Also ich finde ja vieles einfach genial, wie es einfach ist, in vielerlei Punkten, und ich finde es toll, dass da eine junge Generation heranwächst, die einfach auch so ein Moralverständnis hat, für das wir ja Jahre gekämpft haben, und das nehmen jetzt selbstverständlich mit auf, dass da kaum noch Unterschiede zwischen männlich und weiblich ist und so weiter. Das sind ja einfach tolle Errungenschaften, das muss man sagen, und das nehmen die wie selbstverständlich mit auf, und das ist schon, das finde ich schon bemerkenswert, und das find ich eigentlich toll, weil wir eigentlich weltweit gesehen dadurch einen enormen Schnitt machen. Als ich ein Kind war, wie viele Länder da auch quasi unter der Schwelle waren, die kaum was hatten, und wie viele Länder, die ich als Kind noch kannte, als sehr arm, die jetzt aber überhaupt nicht mehr arm sind, sehe ich, dass wir global oder weltweit schon sehr viel erreicht haben, und das stimmt mich schon positiv.
Wenn ich Sie fragen dürfte, jetzt zum Schluss, gibt es irgendetwas, was sie uns mitgeben können als als Autor? Sie haben sich so intensiv damit beschäftigt und als Psychologe, um einen Unterschied zu machen, dann würden Sie wahrscheinlich eher unsere Generation was mitgeben als den Jungen oder beiden, so sagen, so was kann jeder einzelne von uns denn jetzt tun, damit wir vielleicht besser miteinander zusammenleben, oder dass wir aufhören zu bewerten? Was ist das?
Na ja, vielleicht, uns tatsächlich mehr auf den anderen einzulassen, das schaffe ich aber nur mit Zeit. Also, wir sollten uns wieder mehr Zeit füreinander geben. Also das ist, glaub ich, ein ganz wichtiger Punkt, insgesamt mehr Zeit also mal tatsächlich. Also, ich beschreib das immer wie so ein Karussell, da einfach mal kurz raus und von außen mal drauf schauen. Ich glaube, das tut jedem mal ganz gut, da mal kurze Zeit rauszugehen. Aber wie gesagt, es ist natürlich schwer in so einer beschleunigten Welt, wo man auch sehr viel verpasst, wenn man mal eine Woche nicht online war. Also, ich müsste also, ich muss es natürlich bewusst machen, ich muss man diese Zeit nehmen, und wir haben gemerkt, während Corona hat das ja fast keiner gemacht. Also da hat die Beschleunigung hielt ja an, es hat ja keiner entschleunigt an der Stelle, wir haben ja weiter social media konsumiert, wir haben weiter bestimmte Dinge gemacht. Da sind wir einfach so ja so so geladen, und das muss man für sich, muss man das finden. Also da muss jeder an sich das überlegen, wie er das macht. Mir haben Junge erzählt in unserer Forschung, die sagen, sie haben ein Tresor, wo sie ihr Handy legen und ?. Ja, dann trägt man den durch, und dann hat man drei Stunden später kann man das Handy erst wieder raus, und das fand ich Wahnsinn, die Vorstellung! Aber, das sieht man auch, wie weit wir sind, oder dass man jetzt, wenn man mal einen Tag aus Handy verzichtet, das schon bezeichnet mit Digital Detoxing, wenn man in den Wald geht, als Waldbaden, und ich sage, das sind einfach ganz normale Dinge, in den Wald gehen oder mal kein Handy haben, dass wir jetzt schon das irgendwie so feiern, das ist schon schon ein Thema, und das soll dann schon bewusst sein.
Na ja, wir haben ein Handy in die Hand gedrückt bekommen, wir haben die Digitalisierung mal eben so nebenbei gemacht, und niemand hat uns beigebracht, auch in der Schule nicht. Wie gehen wir damit um?
Noch schlimmer, also ja, die Lehrer müssten eigentlich viel mehr Digitalkompetenz haben, um das den Schülern zu vermitteln. Aber wenn ich als Schüler natürlich das Gefühl habe, ich bin permanent den Lehrer überlegen, der hatte keine Ahnung von meinen, von meinen Tiktok oder was auch immer, dann nehme ich den vielleicht auch gar nicht mehr so ernst, weil er ja die Hälfte meines Lebens gar nicht mehr versteht. Aber das würde ich mir wünschen. Ich würde mir wünschen, dass Eltern die Kinder komplett wahrnehmen, ohne Digitalisierung sozusagen tatsächlich die Kinder als solches wahrnehmen, auf die Kinder eingehen und die Kinder immer altersentsprechend betrachten. Also, ein Dreijähriger kann halt noch nicht entscheiden, wohin es Urlaub gehen soll, sondern das kann ich auch mal vorgeben, aber gleichzeitig kann das ein 15 Jähriger, und das sollte ich dann halt auch nutzen. Also so, das würde ich wünschen, ja!
Und wir Erwachsenen müssen uns besser miteinander auseinandersetzen oder das alltümliche Streiten wieder zulassen.
Ja, genau und auch akzeptieren, es hat sich die Welt verändert. Wir werden aber nicht außen vor, sondern wir sind so die letzten, die dieser Jugend und den Kindern noch eine analoge Welt mitgeben können. Eine analoge Erfahrung mitgeben können, die die ja nie hatten, und das ist so ein bisschen unser Auftrag. Also, wir haben alle alle einen wichtigen, wichtigen Auftrag innerhalb dieser dieser Gesellschaft, und die sollte man auch so wahrnehmen. Ja!
Es hat Spaß gemacht. Vielen Herzlichen Dank!